Europas neue Köpfe
Nach der Europawahl wird entschieden, wer Aufsteiger und Absteiger in der EU wird. Fünf Spitzenämter werden vergeben, wahrscheinlich als Paketlösung. Dabei sind sehr viele Faktoren bestimmend, nicht nur das Wahlergebnis.
Personalkarussell Europas dreht sich
Bitte wieder zusteigen: Das Europäische Parlament und der Rat, der Klub der Staats- und Regierungschefs, entscheiden in den nächsten Wochen über vier Spitzenämter. Der Rat hat dabei das meiste zu sagen.
Juncker for president
Jean-Claude Juncker hat mit den Konservativen die stärkste Fraktion im Parlament hinter sich. Der 59-jährige ehemalige Premier von Luxemburg will sich zum Chef der Kommission küren lassen. Dazu braucht er aber Verbündete im Parlament. Alleine hat er keine Mehrheit.
Unterlegener Konkurrent
Martin Schulz (li.) ist Zweiter geworden - und wird José Barroso (re.) wohl nicht an der Spitze der EU-Kommission beerben. Allerdings ist der 58-Jährige für diverse Positionen im Gespräch. Fraktionsvorsitzender der Sozialisten, deutscher EU-Kommissar, Junckers Stellvertreter - derzeit scheint alles möglich.
Merkel pokert
Gegen Bundeskanzlerin Angela Merkel (li.) kann niemand in der EU Karriere machen. Sie könnte zum Beispiele die dänische Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt (Mi.) ins Rennen schicken, wenn es gegen Juncker oder Schulz zu große Bedenken im Rat gibt. Thorning-Schmidt könnte auch EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy (re.) beerben, der in Rente geht.
Nach dem Wahlsieg nach Brüssel?
Die frisch wiedergewählte litauische Präsidentin, Dalia Grybauskaite, könnte als konservative Frau aus einem kleinen neuen Mitgliedsland auch einen Posten bekommen. Beim Personal-Bingo in Brüssel spielen auch Faktoren wie Herkunftsland, Geschlecht und Anpasssungsfähigkeit an die Meinung des Rats eine Rolle.
Außenminister gesucht
Der polnische Außenminister Radek Sikorski (hier im Interview mit der Deutschen Welle) möchte "Hoher Beauftragter für die Außenpolitik der EU" werden. Die britische Amtsinhaberin Catherine Ashton ist amtsmüde. Die Ost-Mitglieder fordern einen Posten für sich, aber was ist mit dem Süden?
Chance für Frankreich
Das große und stolze Mitgliedsland könne mit der geografischen Lage punkten und auch für die Süd-Länder sprechen. Der ehemalige französische Finanzminister Pierre Moscovici stünde bereit, den Vorsitz der Euro-Länder zu übernehmen und die Sparpolitik zu lockern.
Nordischer Außenseiter
Der finnische Ministerpräsident Jyrki Katainen (oben rechts) will im Juni zurücktreten und ein Spitzenamt annehmen - egal welches. In Finnland ist er amtsmüde, jetzt will er sein Glück in Brüssel versuchen.
Ein Posten ist schon weg
Die USA und die Europäer einigten sich darauf, den Norweger Jens-Stoltenberg zum neuen Generalsekretär der NATO zu machen. Da Norwegen kein Mitglied der EU ist, fällt dieser Posten aus dem Personalpaket heraus. Ursprünglich war der NATO-Sessel als Trostpreis für einen Kandiaten aus Südeuropa vorgesehen.
Fragen über Fragen
Auch die 27 EU-Kommissare sind noch zu benennen. Und was ist eigentlich mit Enda Kenny, Premier aus Irland? Mit der Französin Christine Lagarde, die den Internationalen Währungsfonds führt? Beide wurden als Kompromisskandidaten genannt und wieder verworfen. Eine endgültige Einigung braucht Zeit, meint Ratspräsident Van Rompuy: "Im Herbst nach zwei Sondergipfeln."