Europas Neujahrsbräuche
Wenn das neue Jahr beginnt, müssen sich die meisten Deutschen wohl erst vom Stress der Feiertage erholen. In anderen Ländern gestaltet sich das anders: Dort beginnen die Feierlichkeiten erst so richtig.
Neujahrsvorsatz 2016: Blei(b) wie du bist!
Bleigießen ist im deutschsprachigen Raum am Silvesterabend sehr beliebt. Dabei schmilzt man ein Stück Blei und wirft es in kaltes Wasser. Anschließend deutet man den Schatten des Bleiklumpens, der die Zukunft voraussagen soll. Eine Blume könnte auf neue Freundschaften, ein Hirsch auf Gewinn und ein Hut auf gute Nachrichten hindeuten. Ob sich das jedoch bewahrheitet, wird sich im neuen Jahr zeigen.
Gut für Körper und Geist
Eisbaden ist nicht nur im Norden Deutschlands, sondern auch im osteuropäischen Raum ein beliebter Brauch. Jedoch hat diese Tradition dort einen religiösen Hintergrund. Zum Dreikönigsfest am 19. Januar tauchen die Festtagssünder in Eiswasser. Was in Deutschland als Spaß angesehen wird, dient den Orthodoxen in Osteuropa der rituellen Reinigung.
Na sdorówje!
Wenn in Russland an Heiligabend der erste Stern am Himmel steht, beginnt das Weihnachtessen - allerdings erst am 6. Januar, da sich die Feiertage im christlich-orthodoxen Raum nach dem alten julianischen Kalender richten. Gefeiert wird das Ende der vorweihnachtlichen Fastenzeit mit leckerem Essen und wärmenden Getränken. Prost!
Nach dem Glück tauchen
Ta Agia Theofania - die Taufe Jesu feiern die Griechen am 6. Januar. Dabei geht es nass zu: Erst wenn all ihre Gewässer von bösen, dreckigen Monstern befreit wurden, kann das Jahr so richtig beginnen. Um diese in die Unterwelt zu vertreiben, wirft ein Priester ein geweihtes Holzkreuz in das kühle Nass. Der Taucher, der dieses zuerst in den Händen hält, wird im neuen Jahr mit Glück gesegnet sein.
Auf der Suche nach dem heiligen Kind
Laut der Legende erfuhr die Hexe Befana als eine der ersten von Jesu Geburt. Jedoch brach sie zu spät auf und verpasste den Stern über Bethlehem und somit auch Jesus. Seitdem besucht sie jedes Jahr am 6. Januar die italienischen Kinder und befüllt ihre Socken mit Geschenken - falls sie denn artig waren. Erst seit einigen Jahren bekommen die italienischen Kinder auch schon an Weihnachten Präsente.
König für einen Tag
Zu Beginn des neuen Jahres findet man sie wohl in jeder französischen pâtisserie: die Galette des Rois. Der Königskuchen besteht aus Blätterteig und Marzipan und versteckt eine kleine Porzellanfigur in sich - die fève. Wer diese in seinem Kuchenstück entdeckt, ist im Familienkreis der König für diesen Tag. Dem neuen Roi de la fève gebührt passend dazu eine goldene Pappkrone.
Vorsicht, Knut!
Damit ist nicht der Eisbär Knut und auch nicht der Ikea-Schlussverkauf gemeint. Am 13. Januar ist in Schweden St. Knut-Tag, benannt nach einem dänischen Heiligen. Zu diesem Anlass schmücken die Kinder den Weihnachtsbaum ab und erhalten als Belohnung Süßigkeiten. Danach wird der Baum auf die Straße gestellt und nicht aus dem Fenster geworfen - das ist wohl nur ein Gag des schwedischen Möbelhauses.
Winterliche Pistengaudi
Zum Dreikönigstag dreht sich im bayerischen Garmisch-Partenkirchen alles um das Schlittenfahren - und das schon seit über 40 Jahren. Einst diente der Hornschlitten dem Transport von Heu ins Tal. Mittlerweile wird der "Hohe Weg", ein 1,2 km langer Abhang, von mutigen Männern und Frauen als Rennstrecke genutzt. So feiern viele Oberbayern den Start ins neue Jahr mit bis zu 100km/h.
Stern über Bethlehem - zeig uns den Weg!
In Teilen Deutschlands ist es üblich, dass Kinder sich als die Heiligen Drei Könige verkleiden. Mit "20*C+M+B*16" segnen Caspar, Melchior und Balthasar die Häuser und sammeln Spenden für Entwicklungsländer. 2016 geht das gesammelte Geld nach Bolivien. Zum Brauchtum gehört, dass ein Kind sein Gesicht schwarz anmalt. Dieses "Blackfacing" sorgte in den letzten Jahren jedoch für Kontroversen.