Europas spektakulärste Parlamentsgebäude

Einst vom kommunistischen Diktator Nicolae Ceausescu in Bau gegeben, gilt das "Haus des Volkes" in Bukarest als größtes Parlamentsgebäude der Welt. Dem überdimensionierten Komplex mit mehr als 1000 Räumen musste ein ganzes Stadtviertel weichen. Verbaut wurden bis zur Fertigstellung 1989 unter anderem eine Million Kubikmeter Marmor.

Polens Nationalversammlung umfasst zwei Kammern: das Unterhaus, den Sejm (abgebildet), und das Oberhaus, den Senat. 460 Abgeordnete tagen im Warschauer Sejm, sie werden alle vier Jahre neu gewählt. An sitzungsfreien Tagen können Besucherinnen und Besucher das Haus im Rahmen von Führungen besichtigen.

Unter sowjetischer Besatzung hatten Litauens Abgeordnete keine wirkliche Entscheidungsbefugnis. Erst nach Litauens Unabhängigkeit 1990 erlangten sie ihre Macht zurück. Volksvertreter tagen im 1980 fertiggestellten Brutalismus-Bau der Architekten Algimantas Nasvytis und Vytautas Nasvytis.

Sitz des estnischen Parlaments, der Riigikogu, ist Schloss Toompea in Tallinn. Seine Architektur, eine Kombination aus Jugendstil und Expressionismus, galt einst als hochmodern und stieß deshalb nicht nur auf Gegenliebe - weltweit soll es das einzige Parlamentsgebäude dieser Art sein. Heute ist das baltische Land insbesondere dafür bekannt, dass es Internet-Wahlen ermöglicht.

Das finnische Parlament wurde von Architekt Johan Sigfrid Sirén entworfen und 1931 eingeweiht. Der imposante Bau im Herzen Helsinkis vereint Elemente des Neoklassizismus mit dem Modernismus des frühen zwanzigsten Jahrhunderts. Neugierige können an kostenlosen Hausführungen teilnehmen.

Nach vierjähriger Umgestaltung wurden im April 1999 die Schlüssel für den Berliner Bundestag an den damaligen Bundestagspräsidenten Wolfgang Thierse übergeben. Damit war der Umzug des Parlaments von der alten Hauptstadt Bonn nach Berlin auch symbolisch vollzogen. Das neu renovierte Parlamentsgebäude bietet unter anderem eine begehbare Glaskuppel und ein Dachgarten-Restaurant.

Niederländische Volksvertreter tagen im Binnenhof, einem jahrhundertealten Gebäudekomplex im Zentrum Den Haags, um den herum sich die Stadt seit dem 13. Jahrhundert entwickelte. Aktuell wird das Areal renoviert, macht sich sein fortgeschrittenes Alter doch in morschem Holz und undichten Dächern bemerkbar.

Ganz anders in Wales: Das Senedd wurde 2006 in Cardiff eröffnet und zählt damit zu den neueren Parlamentsgebäuden Europas. Nachhaltigkeit spielte hier eine große Rolle: Verbaut wurden besonders strapazierfähige, regionale Materialien wie Schiefer und walisische Eiche, außerdem kommen ein nachhaltiges Heizsystem und eine Regenwasseraufbereitungsanlage zum Einsatz.

Auch in Spanien setzt sich das Parlament aus zwei Kammern zusammen: dem Congreso de los Diputados, oder Abgeordnetenhaus (abgebildet), und dem Senado, oder Senat. Das Abgeordnetenhaus ist die mächtigere Kammer der beiden, ernennt sie doch Spaniens Regierung. Sie kann im Rahmen von kostenlosen Führungen besichtigt werden.

Seit 2015 hat auch Malta ein neues Parlamentsgebäude, gebaut nach den Entwürfen des italienischen Architekten Renzo Piano. Ziel war es, den Energieverbrauch des Baus auf ein Mindestmaß zu reduzieren: Kalksteinmauern erweisen sich als energetisch vorteilhaft, Solar-Anlagen auf dem Dach tun ein Übriges. Im Erdgeschoss befindet sich zudem eine öffentlich zugängliche Kunstgalerie.