Ewiger Streit um teure Jets
Beim Kauf von fliegendem Gerät fürs Militär hatte Deutschland schon häufiger kein gutes Händchen. Jetzt sollen Jets aus US-Produktion der Bundeswehr aus der Klemme helfen. Doch auch darum gibt es Streit.
Nachfolger gesucht
Seit fast 40 Jahren fliegt das Mehrzweckkampfflugzeug Tornado bei der Bundeswehr. Es ist breit einsatzfähig und spezialisiert zugleich. Tornados sollen feindliche Radaranlagen aufspüren, dienen der Truppe aber auch als Träger für US-Atomwaffen, die in Deutschland für den Ernstfall gelagert werden. Spätestens ab 2030 können die Tornados nicht mehr wirtschaftlich und sicher betrieben werden.
Europäische Lösung?
Die anderen NATO-Partner wollen bereits bis 2024 ihre Tornado-Jets verschrotten. Deutschland möchte dagegen den Ausstieg strecken. Bis 2025 müssen aber auf jeden Fall die ersten Maschinen ersetzt werden. Doch was wäre ein passabler Nachfolger? Am liebsten wäre vielen deutschen Politikern ein europäisches Modell. Der Eurofighter ist so ein Flugzeug.
Nicht ohne US-Unterstützung
Der Eurofighter gehört bereits zur Luftwaffenflotte. Die Bundesverteidigungsministerin möchte mit 93 zusätzlichen Jets dieses Typs einen Teil der Tornados ersetzen. Doch die europäische Option genügt Annegret Kramp-Karrenbauer nicht. Sie will auch 45 F-18-Jets vom US-Hersteller Boeing kaufen und spricht bei dem ursprünglich in den 1970er Jahren entwickelten Typ von einer "Brückentechnologie".
Bewaffnung für den Atomkrieg
Erneut geht es dabei um die Möglichkeit einer Atombewaffnung. Die dazu nötige Zertifizierung durch US-Behörden könne bei der F-18 deutlich schneller erfolgen als beim Eurofighter, heißt es aus dem Verteidigungsministerium. Doch auch Eurofighter-Hersteller Airbus ist sich sicher, das Zertifikat "Atomwaffen-tauglich" bis 2030 zu bekommen.
Knackpunkt "Nukleare Teilhabe"
Mutmaßlich hier in Büchel werden US-Atomwaffen gelagert. Trotz Protest möchte das Bundesverteidigungsministerium auf die "Nukleare Teilhabe" nicht verzichten, der zufolge im Ernstfall deutsche Piloten in Bundeswehrjets US-Atombomben ins Ziel fliegen. Die Teilhabe ermöglicht Deutschland unter anderem Mitsprache bei der Nuklearplanung der NATO. Doch in der mitregierenden SPD wächst die Kritik daran.
Europa versus USA
Streit über den Kauf von US-Jets hat in der Bundeswehr Tradition. Schon kurz nach ihrer Gründung 1955 gab es heftige Debatten, ob man ein amerikanisches Modell kaufen oder besser gemeinsam mit den Franzosen eine eigene Maschine entwickeln soll. Der damalige Bundesverteidigungsminister Franz-Josef Strauß (hier 1961 in einem Fiat-G91-Jet aus Italien) liebäugelte lange mit der "Option Paris".
Fehlkauf Starfighter
Am Ende bekamen die Luftwaffen-Offiziere in den deutschen Führungsstäben ihr Wunschmodell aus den USA: den Starfighter vom Hersteller Lockheed. Das Flugzeug ging später als Pannenjet in die Geschichte der Bundeswehr ein. Es gab zwischen 1962 und 1984 reihenweise Unfälle. Obwohl der Starfighter nie im Krieg eingesetzt wurde, starben insgesamt mehr als 100 Bundeswehr-Piloten bei Abstürzen des Jets.
Der deutsch-französische Alpha-Jet
Zur Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich kam es dann später. Der Alpha-Jet wurde von beiden Ländern gemeinsam entwickelt, geriet aber wegen explodierender Kosten und technischer Mängel ebenfalls schnell in die Kritik. Immerhin von 1979 bis Anfang der 1990er Jahre setzte die Bundeswehr dieses Modell ein.
Nächster Versuch: der Jäger 90
Mit Großbritannien, Spanien und Italien entwickelte Deutschland ab 1983 den Jäger 90. Er sollte als Jagdflugzeug dienen. Doch mit immer neuen Anforderungen und Verzögerungen wurde der Jäger 90 zum teuersten Rüstungsprojekt in der Geschichte der Bundesrepublik. Pro Stück sollte der Jäger umgerechnet 33 Millionen Euro kosten.
Es geht noch teurer: der Eurofighter
Erst mit jahrelanger Verspätung kam ab April 2004 die Neuentwicklung zum Einsatz - nunmehr unter dem Namen Eurofighter. Statt 33 Millionen Euro pro Stück wurden für jede Maschine am Ende 93,5 Millionen Euro fällig. Von ursprünglich 250 geplanten Flugzeugen reduzierte die Bundeswehr auf 140. Frankreich setzte mit der Rafale von Dassault lieber auf ein eigenes Modell.
Wird mit dem FCAS alles besser?
Bis 2040 wollen Deutschland, Spanien und Frankreich das Future Combat Air System (FCAS) entwickeln. Die einstigen Rivalen Dassault und Airbus sollen nun zusammenarbeiten. Bislang allerdings existieren nur ein Rahmenabkommen und Modelle zur Anschauung. Doch eines ist schon heute gewiss: Auch dieses Rüstungsprojekt dürfte deutlich teurer werden als geplant.