Exklusiver Blick auf Weltdokumentenerbe in Gießen
13. Juni 2018Interessierte hätten "die seltene Gelegenheit", das 1800 Jahre alte, in der Universitätsbibliothek Gießen aufbewahrte Dokument "Constitutio Antoniniana" an diesem Donnerstag und Freitag zu sehen, sagte die stellvertretende Bibliotheksdirektorin Ira Kasperowski. Das Dokument könne in einer klimatisierten Spezialvitrine jeweils von 10.00 bis 20.00 Uhr besichtigt werden.
Es ist den Angaben zufolge das einzige erhaltene Exemplar der Verordnung ("Constitutio"), mit der Kaiser Marcus Aurelius Severus Antoninus um 212/213 nach Christus sämtlichen freien Bewohnern des Römischen Reichs das römische Bürgerrecht verlieh. Der Kaiser ist auch unter dem Namen Caracalla bekannt.Bis zu seiner Verordnung hatten viele Bewohner des Reichs den Rang von "Fremden" inne und damit einen gegenüber den römischen Bürgern nachteiligen Rechtsstatus im Bereich des Straf- und Zivilrechts, der Steuerveranlagung und der sozialen Mobilität.
Die Unesco hat die historische Bedeutung der "Constitutio Antoniniana" betont. Bei einem Festakt sagte Joachim-Felix Leonhard, Vorstandsmitglied der Deutschen Unesco-Kommission, am Mittwoch in Gießen: "Die Constitutio Antoniniana steht im Unesco-Weltregister neben der Magna Charta von 1215, der Goldenen Bulle von 1356, der amerikanischen Verfassung von 1776, dem Freiheitsbegriff der Französischen Revolution von 1789 und der Menschenrechtserklärung im südkoreanischen Gwang-ju von 1980."
Anlass für die Ausstellung des Papyrus ist die feierliche Übergabe der Unesco-Urkunde in Gießen. Das Papyrusdokument "Constitutio Antoniniana" war am 30. Oktober 2017 in das Weltdokumentenerbe der Unesco aufgenommen worden, das derzeit 427 Dokumente aus aller Welt zählt, darunter 24 aus Deutschland.
is/ks (kna)