Für immer Winnetou: Pierre Brice ist tot
Die Rolle des Indianers "Winnetou" in der gleichnamigen Karl-May-Verfilmung brachte Pierre Brice den Durchbruch. Seitdem war er der "Häuptling der Herzen". Am Samstag ist er im Alter von 86 Jahren gestorben.
Als Apache zum Megastar
Durch "Winnetou" wurde Pierre Brice zur Leinwandlegende. Dabei war es purer Zufall, dass er die Rolle überhaupt angenommen hat. 1962 war der Schauspieler auf der Berlinale eingeladen. Er fiel dem Produzenten Horst Wendlandt auf, der einen Darsteller für die Verfilmung des Karl-May-Romans "Der Schatz im Silbersee" suchte. Weder von Winnetou noch von Karl May hatte Brice bis dahin etwas gehört.
Friedvoller Indianer
Kein Wunder: Pierre Brice wurde am 6. Februar 1929 in Brest als Spross einer Adelsfamilie mit dem Namen Pierre-Louis de Bris geboren. Erst später nannte sich der Franzose Pierre Brice. Karl May war ein produktiver Schriftsteller von Abenteuerromanen, aber damals vor allem in Deutschland bekannt. Pierre Brice schlüpfte in die Rolle des Winnetous, eines fiktiven Häuptlings der Mescalero-Apachen.
Blutsbrüderschaft mit einem "Bleichgesicht"
Als Winnetou wurde Pierre Brice zum "Häuptling der Herzen" in Deutschland. Die Karl-May-Filme entwickelten sich zu Straßenfegern. Gemeinsam mit Lex Barker, der den weißen Freund Old Shatterhand spielte, kämpfen sie für die Rechte der Indianer. Die Geschichten spielen zur Zeit, als in den USA Transkontinentalbahnen gebaut wurden. Gedreht wurde aber woanders: in Kroatien, Montenegro oder Slowenien.
An eine Rolle gefesselt
In Frankreich blieb Pierre Brice so gut wie unbekannt. Seine Versuche, Rollen in Kinofilmen oder am Theater anzunehmen, waren nicht von Erfolg gekrönt. Pierre Brice bezeichnete deshalb seine Winnetou-Auftritte auch als Belastung, weil sie ihn auf die Gestalt des schwarzhaarigen Apachen mit der "Silberbüchse", wie sein Gewehr hieß, festschrieb. Winnetou spielte er in elf Filmen.
Vom Soldat zum Schauspieler
Pierre Brice Soldat hatte eine politische Familiengeschichte: Bei Kriegsende übernahm er Botengänge für die Résistance. Sein Vater hatte in der französischen Widerstandsbewegung gegen die Nazis eine zentrale Rolle gespielt. 1945 ging er zunächst an die Marineakademie in Brest. Später kämpfte er im Vietnamkrieg. 1951 kehrte Brice aus Indochina zurück, mit drei Tapferkeitsmedaillen.
Leben ohne Winnetou
1968 endete die Karl-May-Reihe. Danach nahm Pierre Brice einige Film-Engagements an. Der Höhepunkt war sein Auftritt neben Sophia Loren und Marcello Mastroiani im Jahr 1975. Aber Pierre Brice blieb für die Zuschauer Winnetou. Auch als er in Serien wie "Die Mädchen aus dem Weltraum", "Ein Schloss am Wörthersee" (hier im Bild) oder "Traumschiff" auftrat, erreichte er die Fangemeinde nicht mehr.
Apache von Beruf
Was blieb ihm anderes übrig, als wieder zu Winnetou zurückzukehren? Groß raus kam er bei den "Karl-May-Festspielen", die im Sauerland stattfanden. Pierre Brice trat dort auf einer Freiluftbühne als Winnetou auf, ritt vor dem Publikum auf seinem Pferd Iltschi und stürzte sich von Fake-Felsen. Das Publikum kam in Scharen. Pierre Brice schrieb die Bücher für seine Auftritte unter freiem Himmel.
"Winnetou und ich"
Pierre Brice versucht sich auch als Sänger und Buchautor. "Winnetou und ich" nennt er seine Autobiographie, die 2004 erscheint. Denn er kommt nicht los von dieser Rolle. 1997 läuft der Zweiteiler "Winnetous Rückkehr", in der der Indianer von den Toten auferstanden wieder quicklebendig auf den Fernsehmonitoren erscheint.
Soziales Engagement
Ein engagiertes Leben außerhalb seiner Filmrollen hatte Pierre Brice dennoch: Er trat für Menschenrechte und Kinder in Not ein. Der Schauspieler wurde UNICEF-Botschafter und kümmerte sich um Landminenopfer. Er starb im Alter von 86 Jahren in Paris an den Folgen einer Lungenentzündung.