1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Facebook - unverwundbar trotz PR-Desaster?

14. Mai 2011

Facebook bleibt in den Schlagzeilen: Erst wurde ein potentielles Datenleck bekannt. Dann blamierte sich Facebook mit einer Schmutzkampagne gegen den Konkurrenten Google. Doch das wird dem Internetriesen kaum schaden.

https://p.dw.com/p/11FLL
großer roter Facebook dislike button (DW-Grafik: Per Sander)
Selbstverschuldet: PR-Desaster bei FacebookBild: di.slik.es/dacebook/DW

Facebook hat einen Börsenwert von geschätzten 50 Milliarden Dollar. So ist das soziale Netzwerk mehr wert als etwa BMW oder die Deutsche Bank. Dabei stellt das Unternehmen im klassischen Sinne nichts her. Sein Wert liegt in seinem Datenschatz. Den haben ihm Stück für Stück, Profil für Profil, die rund 600 Millionen Facebook-Mitglieder anvertraut. Das Vertrauen der User wird allerdings nicht unbedingt mit einem vertraulichem Umgang mit deren Daten belohnt. Wiederholt war Facebook wegen laxen Datenschutzes in den Schlagzeilen. Vor Kurzem berichtete das IT-Sicherheits-Unternehmen Symantec, Online-Werbefirmen hätten möglicherweise jahrelang auf Nutzerdaten des weltweit größten Onlineportals zugreifen können. Allerdings sei ihnen das zum Glück möglicherweise gar nicht bewusst gewesen.

Ein junger Mann sitzt am 10.06.2009 in Frankfurt am Main an einem Computer und surft im Internet auf die Startseite des Online-Netzwerkes "Facebook". (Foto: Julian Stratenschulte dpa)
Datensammelportal FacebookBild: picture-alliance/dpa

Panne bei der Schmutzkampagne

Jetzt erlebt Facebook erneut ein PR-Desaster: Das Online Netzwerk hat zugeben müssen, eine Medienkampagne gegen den Rivalen Google angezettelt zu haben. Dabei ging es ausgerechnet um den Vorwurf, die Privatsphäre der Nutzer zu verletzen. Das Pikante dabei: Facebook – nach eigenen Angaben stets um Transparenz bemüht – wollte dabei unsichtbar im Hintergrund bleiben. Es beauftragte die renommierte PR-Firma Burson-Marsteller, Google kritisches Material unter Bloggern und Journalisten zu verbreiten. Ans Licht kam die Geschichte, als der Blogger Christopher Soghoian das Angebot von Burson-Marsteller nicht nur ablehnte, sondern auch den email-Verkehr mit den PR-Leuten ins Netz stellte: Die Firma war demnach bereit, Stoff für den gewünschten Gastkommentar zu liefern und anschließend auch noch die Vermarktung bei großen Medienunternehmen zu übernehmen. Facebook wollte sich dabei als Opfer von Googles Datensammelwut darstellen lassen.

Ziel des Angriffs: Googles neues Angebot „Social Circles". Das bildet auch das Netzumfeld eines Users ab, durch Zugriff auf die sozialen Netzwerke denen er angehört. Dafür tut Google das, was es am besten kann: Daten sammeln und maschinell verarbeiten. Auch die öffentlich einsehbaren der Facebook Nutzer. "Scraping" nennt man das.

Möglichst wenig sagen und einfach weitermachen

Screenshot der Seite Google.com Google+1 Button
Stein des Anstosses: Google Service "social circle"Bild: google.com

Allerdings stehen viele dieser Daten ohnehin jedermann offen. Wer bei Facebook mitmacht, hat gar keine andere Wahl, als Name und Geschlecht öffentlich zu machen. Und Facebook verleitet seine Mitglieder bei der Anmeldung mit den "empfohlenen Einstellungen" regelrecht dazu, noch sehr viel weitergehende Informationen nicht nur dem engen Kreis von "Freunden" zugänglich zu machen, sondern jedermann: Statusmeldungen, Photos, Lebenslauf, Familie – all das soll in der Welt von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg öffentlich sein. Das aber Google diesen Datenschatz für seine Geschäftsmodedelle hebt, gefällt Facebook nicht. Doch die geplante Schmutzkampagne gegen Google ging für Facebook nach hinten los. Experten schätzen dennoch, dass dies dem Internet-Riesen kaum schaden wird. Facebook scheint nahezu unauflöslich mit dem Web 2.0 verwoben. Und scheint zu hoffen, dass der Ärger in ein paar Wochen vergessen sein wird. Nur so lässt sich die Kommunikationsstrategie des Unternehmens im Umgang mit der Schmutzkampagne verstehen: So wenig wie möglich sagen und einfach weiter machen.

Autor: Matthias von Hein

Redaktion: Sonila Sand