Facebook wollte Kritiker mundtot machen
16. November 2018Facebook hat in den USA eine PR-Firma dafür bezahlt, seine Kritiker ins schlechte Licht zu rücken. Das berichtet die "New York Times". Dabei wurde auch die Aufmerksamkeit auf Finanzier und Mäzen George Soros gelenkt. Facebook räumte ein, dass man mit der PR-Firma Definers zusammengearbeitet habe, die tatsächlich Journalisten ermutigt habe, sich die Finanzierung der Organisation "Freedom from Facebook" (Freiheit von Facebook) genauer anzusehen. Die Beziehung zu der PR-Agentur habe man umgehend beendet.
Zuckerberg will nichts gewusst haben
Facebook-Chef Mark Zuckerberg (Artikelbild) hat nach eigenen Angaben erst aus den Medien von dem Fall erfahren. "Jemand aus dem Kommunikationsteam muss die Agentur angeheuert haben", sagte Zuckerberg in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Auch Geschäftsführerin Sheryl Sandberg, die sich bei Facebook häufig mit politischen Fragen befasst, habe davon nichts gewusst. Facebook wolle jetzt die Beziehungen zu allen anderen PR-Agenturen auf den Prüfstand stellen, um mögliche weitere ähnliche Fälle herauszufiltern.
Auch wenn andere zu solchen Methoden griffen, "das ist nicht die Art, wie ich das Unternehmen führen will", so Zuckerberg. Er wies Kritik daran zurück, dass er nicht über diese Geschehnisse informiert gewesen sei. In einer Firma von der Größe von Facebook werde es immer passieren, dass Mitarbeiter etwas machten, wovon er nichts wisse.
Vorwürfe zielten auch in Richtung George Soros
In der umstrittenen Kampagne von Definers war offenbar angedeutet worden, dass unter den Geldgebern der Organisation "Freedom from Facebook" der Finanzier und Mäzen George Soros sei. Soros' Stiftung "Open Democracy Foundations" verurteilte das Vorgehen von Facebook scharf. "Ihre Methoden bedrohen die Werte, auf denen unsere Demokratie beruht", schrieb ihr Präsident Patrick Gaspard in einem offenen Brief an Facebook-Geschäftsführerin Sandberg. Er verwies darauf, dass Soros zu den prominenten Trump-Kritikern gehörte, denen vor einigen Wochen Rohrbomben geschickt wurden. Facebook sei auf seine Aufforderung zu einem persönlichen Gespräch eingegangen, sagte Gaspard. Er wolle dabei eine Entschuldigung verlangen.
Facebook weist weitere Vorwürfe zurück
Andere Informationen aus dem Artikel der "New York Times" wies Facebook unterdessen zurück. So bestritt das Online-Netzwerk unter anderem, dass der damalige IT-Sicherheitschef Alex Stamos bei seinen Untersuchungen zu russischen Propaganda-Kampagnen im Umfeld der US-Präsidentenwahl 2016 gebremst worden sei. Auch die Darstellung, dass Geschäftsführerin Sandberg ein Gesetz gegen Online-Werbung für Prostitution unterstützt habe, um Punkte bei konservativen Abgeordneten zu sammeln, sei falsch, hieß es.
bru/ww (dpa,afp)