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"Klima braucht Waldschutz"

Gero Rueter9. Dezember 2014

Ein Drittel aller Klimagase entstehen durch Entwaldung und in der Landwirtschaft. Mit der UN-Initiative REDD kann der Ausstoß reduziert werden. "Hier gibt es viel Zustimmung", so Eduardo Rojas-Briales von der FAO.

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Eduardo Rojas FAO Archiv 2013
Bild: imago/Xinhua/Xu Nizhi

Deutsche Welle: Herr Rojas-Briales. Die FAO (UN-Organisation für Landwirtschaft und Ernährung) unterstützt eine nachhaltige Forst- und Landwirtschaft. Nach Angaben des Weltklimarates werden durch Entwaldung elf Prozent der globalen Treibhausgase verursacht. Gibt es Aussicht auf Fortschritt?

Die CO2-Emissionen durch Entwaldung sind zurückgegangen. Vor 30 Jahren lag der Anteil an den globalen Treibhausgasen noch bei 17 Prozent.

In China, Südkorea wurden große Schritte unternommen, um die Entwaldung zu stoppen. Es wurden sogar große Landstriche wieder aufgeforstet. In Lateinamerika hat Brasilien die Entwaldung des Amazonas um 80 Prozent reduziert. Es gibt ermutigende Beispiele in Costa Rica, Chile und Uruguay, in Ruanda und Gambia, in Vietnam und auf den Philippinen.

Die traditionelle Entwaldung, die mit Bevölkerungswachstum und steigendem Lebensstandard verbunden war, wurde entkoppelt. Auf der anderen Seite gibt es weiter die Entwaldung wie in Indonesien. Und die alten Wälder haben wesentlich mehr Kohlendioxid gespeichert als die neuen Wälder, die man pflanzt.

Indonesien Jambi Regenwald Abholzung Palmöl-Plantagen
Treibhausgase durch Entwaldung: Hier in Indonesien wird Regenwald für Palmöl-Plantagen abgeholzt.Bild: Imago

Wer kann die Entwaldung bremsen?

In Brasilien war es der Druck der Bevölkerung. Sie wollte die Entwaldung nicht mehr. Wir von der FAO unterstützen die Länder beim Waldschutz und klären darüber auf, dass Entwaldung langfristig negativ für Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt ist.

Hilfreich ist auch der Mechanismus von REDD (Reducing Emissions from Deforestation and forest Degradation). Die UN-Initiative, die 2005 startete, hat eine große Akzeptanz, weil sie einen finanziellen Ausgleich verspricht.

Wie soll der finanzielle Ausgleich funktionieren?

Der Gedanke ist, dass Industrieländer für den CO2-Ausstoß zahlen und umgekehrt Entwicklungsländer für den Waldschutz Geld bekommen. Norwegen hat hier eine Vorreiterrolle übernommen und zahlt bereits für den Waldschutz in Indonesien, Brasilien, Guyana und Liberia.

Wenn dieser Ausgleichsmechanismus weltweit etabliert wird, werden etwa sechs Milliarden Euro pro Jahr in den Waldschutz fließen. Das ist eine gewaltige Summe im Vergleich zu heute.

Wann wird REDD umgesetzt?

Bei den Klimaverhandlungen gibt es diesbezüglich viel Einvernehmen und der Prozess ist weit fortgeschritten. Nach einem möglichen Klimaabkommen im nächsten Jahr in Paris müssten die Details verhandelt werden. Wichtig ist, dass alle Länder dabei sind oder zumindest die Wichtigsten.

Inzwischen können wir auch genau berechnen, wie viel CO2 der Wald bindet. Auch das ist wichtig für den Prozess. Wenn wir in Paris ein ehrgeiziges Klimaabkommen erreichen, mit einer CO2-Reduzierung von über 20 Prozent pro Jahrzehnt, dann wird REDD ein wichtiges Instrument für den Klimaschutz.

Es gibt auch noch die Treibhausgase Methan und Lachgas. Sie werden vor allem in der industriellen Landwirtschaft freigesetzt. Der Treibhauseffekt von Methan liegt laut IPCC bei 16 Prozent, Kühe und Rinder produzieren das Gas. Der Treibhauseffekt von Lachgas liegt bei sechs Prozent und wird durch die Düngung mit Stickstoff verursacht. Welche Vorschläge zur Reduzierung hat hier die FAO?

CO2 lässt sich binden mit großen Waldflächen und im Boden binden. Die Reduzierung von Methan- und Lachgas ist viel komplizierter. Mit Methan lassen sich Biogasanlagen betreiben. Aber das ist noch sehr teuer, zu teuer für viele Entwicklungsländer. Über eine Massenproduktion können wir es aber schaffen, die Preise zu reduzieren und so kleine Biogasanlagen aufbauen.

In der Landwirtschaft ist es wichtig, alle Aspekte zu beachten und Synergien zu nutzen. Böden können durch Gründüngung fruchtbarer werden. So lassen sich chemische Stickstoffdünger vermeiden. Auch haben Wälder und die Böden in der Landwirtschaft eine wichtige Schwammfunktion und halten das Wasser. Das ist äußerst wichtig. Mit modernen Techniken ist eine umweltfreundliche Landwirtschaft möglich.

Also weniger Monokulturen, keine chemischen Stickstoffdünger und mehr nachhaltige Landwirtschaft?

Es ist eher unwahrscheinlich, dass die großen landwirtschaftlichen Gebiete Nord- und Südamerikas organisch bewirtschaftet werden. Aber vor allem in Afrika sehen wir die industrielle Landwirtschaft nicht als Lösung.

Wichtig ist, dass man den Wald und die landwirtschaftlichen Böden nachhaltig nutzt. Auch kann Holz und Bambus ein alternatives Material für die Bauwirtschaft sein und so zum Teil auch Eisen und Beton ersetzen. Bei der Herstellung von Eisen und Beton wird viel CO2 freigesetzt, Bambus und Holz verursachen dagegen keine Emissionen und können zugleich noch die lokale Wirtschaft stärken.

Global 3000 # ideasforacoolerworld # Bambushäuser in Kolumbien # 13.09.2010

Eduardo Rojas-Briales ist stellvertretender Generalsekretär der Organisation für Landwirtschaft und Ernährung der Vereinten Nationen (FAO) in Rom und Teilnehmer auf dem UN-Klimagipfel in Lima.

Das Interview führte Gero Rueter