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Überraschungsteam FCA

19. September 2017

Wenn die Bundesliga im Ausland für sich wirbt, ist ein Team sehr sicher nicht dabei: der FC Augsburg, so etwas wie die "graue Maus" der Liga. Doch die steht nun auf einen Champions-League-Platz - und das ist verdient.

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1. Bundesliga 5. Spieltag | FC Augsburg - RB Leipzig
Es läuft: Der FC Augsburg ist mit einer Mischung aus offensiver Effizienz und Defensiv-Disziplin erfolgreichBild: Imago/kolbert-press

Michael Gregoritsch ballt beide Fäuste. Vielleicht ahnt er bereits, das ihm da ein Big Point gelungen ist, während ihm seine Mitspieler von hinten jubelnd um den Hals fallen. Wenige Sekunden zuvor: Wir schreiben die 4. Spielminute in der Partie FC Augsburg - RB Leipzig und der österreichische Stürmer ist hellwach. Sein brasilianischer Teamkollege Caiuby hatte seinen Pass dem Isländer Alfred Finnbogason leicht in den Rücken gespielt, weshalb der Dreifach-Torschütze des Köln-Spiels auf Sturmkollege Gregoritsch ablegt - und der spitzelt den Ball blitzschnell zur frühen Führung ins Netz. Groß der Jubel bei den gut 26.000 Zuschauern in der kleinen, aber stimmungsvollen Augsburger Arena, und groß auch die Verwunderung bei den Favoriten aus Leipzig.

Der "kleine" FC Augsburg, vor der Saison bei vielen Wettanbietern einer der heißesten Anwärter auf den Abstieg, überrannte in dieser Anfangsphase Leipzig förmlich. Erstaunlich, aber gegen eine auf neun Positionen umgestellte Mannschaft aus Sachsen keine Sensation. Wesentlich bemerkenswerter war dann aber die weitere Entwicklung dieses Spiels: Der FCA kontrollierte Ball und Gegner, darunter auch Nationalstürmer und Vierfach-Torschütze Timo Werner. Leipzig versuchte es mit Distanzschüssen und wirkte dabei fast schon etwas hilflos.

Das Spiel des FCA - kein Spaß für den Gegner

1. Bundesliga 5. Spieltag | FC Augsburg - RB Leipzig
Kalt erwischt: In der Anfangsphase überrennt Augsburg RB Leipzig und steht danach sicherBild: Imago/Nordphoto

Denn die Defensive des FC Augsburg stand hervorragend, machte die Räume eng und ließ die sonst so pfeilschnellen Leipziger Angreifer gar nicht erst zur Entfaltung kommen. "Die Mannschaft hat das wirklich gut gemacht, wir haben uns diesen Sieg verdient", lobte folgerichtige Manuel Baum, Trainer des FC Augsburg und hatte nur eine Sache auszusetzen: "Wir hätten nur den Sack früher zumachen können. Aber der Kampf war aufopferungsvoll, das hat Spaß gemacht." Kein Spaß war die Partie für den Gegner: RB-Coach Ralph Hasenhüttl sprach von einer "Wand aus zehn Spielern" mit Blick auf den FCA. "Es war schwierig, da durchzukommen. Wir haben alles versucht."

Das ging zuletzt mehreren Gegnern so. Gegen Leipzig gewannen die Augsburger ihr drittes Spiel in Serie und stehen damit zumindest für einen Tag auf Rang drei der Bundesliga-Tabelle. Die bislang zehn Punkte sind kein Zufallsprodukt. Mit gezielten Verstärkungen, viel taktischer Disziplin in der Rückwärtsbewegung und aktuell auch effizienten Offensivspielern hat sich der FCA nach oben gespielt und ist neben Hannover 96 das Überraschungsteam der Stunde. Ein Champions-League-Platz ist der Lohn für einen exzellenten Saisonstart. Doch von höheren Aufgaben will der Trainer nichts wissen, im Gegenteil. "Unser Ziel bleibt der Klassenerhalt. Wir müssen demütig bleiben", fordert Baum, der als Arbeiter bekannt ist.

Entgleisung des Kapitäns

Das hatte nur einer an diesem Abend nicht verinnerlicht: Daniel Baier. Der Mittelfeldspieler mit der Nummer 10 provozierte Ralph Hasenhüttl mit einer obszönen, nicht jugendfreien Geste. Ausgerechnet vom FCA-Kapitän ein mehr als unglücklicher Auftritt. Und nach dem Spiel zeigte sich Baier auch noch uneinsichtig: "Das ist ein Fußballspiel, in dem es Emotionen gibt. Ich muss dazu gar nichts sagen."

Vermutlich wird es doch noch tun müssen, in Form einer anständigen Entschuldigung, auch um eine härtere Sanktion von Seiten des DFB oder des eigenen Vereins zu vermeiden. Vor allem aber auch, um die gute Stimmung beim FC Augsburg nicht zu gefährden. Denn Coach Baum hat dort ein echtes Kollektiv geformt, das - mit Ausnahme von Baiers Entgleisung - sympathisch, weil hart arbeitend auftritt. Fortsetzung folgt, vielleicht schon am Samstag in Stuttgart.