Ferienflieger-Bündnis kurz vor dem Ziel
23. November 2016Die geplante Verschmelzung des Ferienfliegers Tuifly und der Touristiksparte von Airberlin nimmt Formen an: Der Aufsichtsrat des Reisekonzerns TUI gab am Mittwoch grünes Licht für den Plan, die Tochter Tuifly in ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem Airberlin-Großaktionär Etihad einzubringen. Etihad will demnach den touristischen Flugbetrieb von Airberlin übernehmen und in die neue Airline einbringen. Auch die österreichische Airberlin-Tochter Niki soll dazukommen. Das Gremium stellte damit eine wichtige Weiche für die Neuordnung, deren Abschluss in den kommenden Wochen erwartet wird.
Der konzerneigene Ferienflieger Tuifly soll demnach in eine neue Einheit unter Führung der Fluglinie aus dem arabischen Emirat Abu Dhabi integriert werden, die gut 29 Prozent an Air Berlin hält. Gemeinsam sollen Tuifly und die österreichische Air-Berlin-Tochter Niki mit einer Gesamtflotte von gut 60 Flugzeugen mit einer Sitzplatzkapazität von 15 Millionen Plätzen pro Jahr ein umfassendes Streckennetz von wichtigen Abflughäfen in Deutschland, Österreich und der Schweiz bedienen. Die Tui AG soll 24,8 Prozent der Anteile an dem Joint Venture halten, Etihad 25 Prozent. Die übrigen 50,2 Prozent würden durch die bestehende Niki-Stiftung gehalten. Das Vorhaben ist Teil der Sanierungsbemühungen für die defizitäre zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft Air Berlin.
Standort-Zusagen "haben Bestand"
Tuifly mit 41 Jets ist die deutsche Tochter des weltgrößten Reisekonzerns Tui, der eine Flotte von 140 Flugzeugen betreibt. Als viertgrößte deutsche Airline kommt sie auf 2400 Mitarbeiter, von denen fast 600 am Konzernsitz Hannover beschäftigt sind - darunter fast 1700 Flugbegleiter und Piloten. Etwa ein Drittel der Flotte wurde an Air Berlin vermietet. Derzeit finden noch Gespräche zwischen dem Tuifly-Betriebsrat und dem Management über die Umsetzung des Gemeinschaftsunternehmens statt.
Ausdrücklich betont der Konzern, dass alle gemachten Standort-Zusagen an die Tuifly-Mitarbeiter weiter Bestand hätten. Dazu gehört eine mindestens dreijährige Standort- und Tarifgarantie. Tuifly-Besatzungsmitglieder hatten sich nach Bekanntwerden des Vorhabens Anfang Oktober besorgt um Arbeitsplätze und soziale Absicherungen geäußert. Viele von ihnen hatten sich flugunfähig gemeldet und den Flugbetrieb so zeitweise zum Erliegen gebracht. Air Berlin hatte in den vergangenen Jahren einen Rekordverlust nach dem anderen eingeflogen - allein 2015 belief er sich auf fast 450 Millionen Euro.
Unter dem Druck von Etihad hatte Air-Berlin-Chef Stefan Pichler Ende September die Aufspaltung der Fluglinie angekündigt. Mit nur noch 75 Maschinen soll sie sich künftig auf den Netzwerkverkehr auf der Kurz- und Langstrecke konzentrieren. 40 Flugzeuge sollen samt Personal an den Lufthansa-Konzern vermietet werden, der sie vor allem bei seiner Billigtochter Eurowings einsetzen will. Der geplante neue Ferienflieger steht noch unter dem Vorbehalt der behördlichen Genehmigungen - er dürfte insofern kaum vor Anfang kommenden Jahres an den Start gehen. Zudem befindet sich Etihad noch in Verhandlungen mit Air Berlin. Wörtlich heißt es dazu in der Tui-Erklärung: "Etihad befindet sich in Verhandlungen mit Air Berlin über den Kauf des touristischen Flugbetriebs der Air Berlin, vor allem in Südeuropa und Nordafrika, sowie einschließlich der Beteiligung von Air Berlin an Niki - mit der Absicht, diesen in das Joint Venture einzubringen."
hb/ul (dpa,afp)