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KriminalitätFrankreich

Festnahme in Forbach wegen Folter gibt Rätsel auf

7. August 2023

Im französischen Forbach beschuldigt eine Deutsche ihren Mann, sie jahrelang gefangen gehalten und gefoltert zu haben. Die Polizei nimmt den Deutschen fest. Doch der Staatsanwalt warnt vor vorschnellen Schlüssen.

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Forbach Deutscher in Frankreich festgenommen
Vor dem Haus des mutmaßlichen Verbrechens sind etliche Medienvertreter zusammengekommenBild: Beckerbredel/dpa/picture alliance

Der 55-jährige Verdächtige wurde nach der Festnahme sofort in Untersuchungshaft genommen, wie die französische Polizei mitteilte. Demnach fanden die Beamten in einer Wohnung in Forbach die Frau des Mannes, die angab, seit 2011 festgehalten und misshandelt worden zu sein. Die 53-jährige Deutsche wurde in ein Krankenhaus gebracht.

Der Staatsanwalt im französischen Saargemünd, Olivier Glady, sagte am Montagabend, Polizisten hätten keine eindeutigen Hinweise darauf entdeckt, dass die Frau in der Wohnung eingesperrt worden sei. Die Deutsche sei ohne Fesseln in der Nähe eines Telefons gefunden worden und habe keine wunden Stellen und keine Blutergüsse gehabt. Auch seien bei Untersuchungen keine Brüche festgestellt worden, was zumindest den Vorwurf schlimmster Folter auszuschließen scheine. 

Die Frau habe mit dem Telefon die deutsche Polizei angerufen, die wiederum die französische Polizei informiert habe, teilte der Staatsanwalt mit. Der Beschuldigte gab im Polizeigewahrsam an, seine Frau leide seit Längerem an einer Krankheit. Der Mann sei nicht polizeibekannt. Er sei arbeitslos und solle früher in der deutschen Industrie gearbeitet haben.

"Situation des Paares entschlüsseln"

Eine Anwohnerin berichtete, der Deutsche habe im Umfeld erzählt, seine Frau leide an Krebs. "Der Cursor bewegt sich wahrscheinlich weg von einem Horrorszenario, hin zu unbefriedigenden Bedingungen für die Pflege einer kranken Person", sagte Staatsanwalt Glady. Die Ermittlungen stünden noch am Anfang, betonte er. Es sei eine gewisse Vorsicht geboten, um sich bei einer furchtbar wirkenden Situation nicht vom ersten Schein der Dinge täuschen zu lassen. Die Untersuchungen müssten die soziale Situation des Paares entschlüsseln und herausfinden, wie es zu der Lage kam, die aus Sicht der Frau Folter, Vergewaltigung und Eingesperrtsein bedeuteten.

Frankreich Ort Forbach
Die Stadt Forbach liegt im Osten Frankreichs unweit der deutschen Grenze Bild: Nicolas Rung/IMAGO

Laut Glady ermittelt die französische Justiz nun wegen schwerer Vergewaltigung, Freiheitsberaubung, Folter und barbarischer Akte. Zuvor hatte es in französischen Medienberichten geheißen, die Frau sei nackt und mit rasiertem Schädel in einem verschlossenen Zimmer gefunden worden. Zudem sei sie unterernährt gewesen und habe Knochenbrüche erlitten. 

Der französische Sender BFMTV hatte zunächst berichtet, die Frau habe am Wochenende mit einem entwendeten Telefon Sicherheitskräfte in Deutschland alarmiert. Eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Westhessen ins Wiesbaden teilte mit, dass im Lauf des Sonntags ein Anruf der Frau beim Opfertelefon des Weißen Rings eingegangen sei.

Die Polizei war bereits 2019 zum Haus des Paares gerufen worden, konnte aber keine Anzeichen für Probleme feststellen.

kle/qu (dpa, afp, rtre)