Kostic schießt die Eintracht nach Europa
29. August 2019Es war ein Schuss, wie an der Schnur gezogen: Aus rund 25 Metern Torentfernung zirkelte Filip Kostic einen direkten Freistoß so über die Mauer, dass er weit außen, im oberen rechten Torwinkel unter die Querlatte knallte und vor dort knapp hinter der Linie ins Tor sprang. 2:0 hieß es damit für Eintracht Frankfurt gegen Racing Straßburg, ein Zwischenstand, der ausreichte, um im Rückspiel der Europa-League-Playoffs gegen den französischen Pokalsieger weiter zu kommen und in die Gruppenphase der Europa League einzuziehen. Angetrieben von frenetisch feiernden Fans erlebten die Spieler von Eintracht Frankfurt ein emotionales Spiel, in dem der Treffer von Filip Kostic der fußballerische Höhepunkt war.
"Wir haben es so etwas von verdient, in der Gruppenphase zu sein", freute sich Sebastian Rode im Interview mit RTL Nitro, für das er die Feierlichkeiten mit den Fans nach dem Spiel kurz unterbrach und sagte schwärmerisch: "Es war einfach mal wieder einer dieser Europapokal-Abende!"
Entscheidender Nackenschlag
Endgültig ausgelöst hatte die Party-Stimmung das Tor von Kostic. Zwar war zum Zeitpunkt seines Traumtores noch eine gute halbe Stunde zu spielen, doch war der Treffer des Serben so etwas wie der entscheidende Nackenschlag, der den Gegner auf die Verliererstraße brachte und die Partie (vor)entschied. Am Ende hieß es sogar 3:0 (1:0) für die Eintracht, die das Hinspiel vor einer Woche in Frankreich noch mit 0:1 verloren hatte. Zunächst hatten die Frankfurter von einem Eigentor des Straßburgers Stefan Mitrovic profitiert (26. Minute). Dann kam Kostics Freistoß-Hammer (60.) und kurze Zeit später die endgültige Entscheidung durch Danny Da Costa (66.).
Dabei waren die Frankfurter trotz Führung mit Sorgen in die zweite Halbzeit gegangen, hatten sie in der 44. Minute doch Ante Rebic wegen einer Roten Karte verloren. Der Stürmer war einem langen Ball nachgesprungen, hatte das Leder aber verpasst und stattdessen den heraneilenden gegnerischen Torwart erwischt. Auf dem Gang in die Kabine kam es zu Rangeleien zwischen den Spielern, auch hier war Kostic emotional mit dabei. Wenige Minuten vor seinem Freistoßtor war die numerische Ausgeglichenheit dann wieder hergestellt, weil Dimitri Lienard seinem Gegenspieler Dominik Kohr nach einem Zweikampf ins Gesicht griff und ebenfalls Rot sah (55.). Das Spiel, das zuvor schon seine Härten und hitzigen Momente hatte, war zu diesem Zeitpunkt offen und wogte hin und her - bis Kostic Maß nahm.
"Es ist wie gemalt", kommentierte Frankfurts Sportvorstand Fredi Bobic den Treffer in der Analyse nach dem Spiel. "Ich glaube, es war das erste Freistoßtor in meinen vier Jahren hier. Und dann so ein schönes. Den kannst du nicht halten."
In Frankfurt angekommen
Torschütze Kostic, der vergangene Saison als Leihspieler vom Hamburger SV für die Eintracht auflief und im Sommer fest verpflichtet wurde, hat einmal mehr unterstrichen, wie wichtig er in der Europa-League-Qualifikation für Frankfurt ist. Schon in der vorherigen Runde gegen den FC Vaduz, stellte er die Weichen mit einem Doppelpack früh auf Sieg. Kostic scheint nachdem seine Zeit in Hamburg nicht positiv verlief, bei der Eintracht angekommen zu sein. Dass er großes Talent besitzt, hat er früher schon gezeigt - allerdings immer nur punktuell und nicht konstant. Im Frankfurter Trikot bringt Kostic nun fast immer die Leistung, die man von ihm erwartet.
"Für uns war Filip ein echter Glücksgriff", hatte Bobic nach Kostics Verpflichtung gesagt. "Mit seiner Dynamik, Zielstrebigkeit und Flexibilität hat er einen großen Anteil am positiven Verlauf der Saison", sagte Bobic damals rückblickend. Die Partie gegen Straßburg bestätigte nun eindrucksvoll, dass auch in der Gegenwart und Zukunft mit Kostic - und der Eintracht - zu rechnen ist.