Fillon beklagt "Schlammschlacht" um seine Frau
25. Januar 2017Die Wochenzeitung "Le Canard Enchaîné" berichtet in ihrer aktuellen Ausgabe, dass Francois Fillons Ehefrau jahrelang als parlamentarische Mitarbeiterin für ihn und seinen Nachfolger in der Nationalversammlung gearbeitet habe. Der französische Präsidentschaftskandidat reagierte scharf auf die Veröffentlichung: "Ich sehe, dass die Schlammschlacht eröffnet ist", sagte der konservative Kandidat vor Journalisten. Er sei schockiert über die Verachtung und die Frauenfeindlichkeit dieses Artikels. Fillons Sprecher hatte die Anstellung bestätigt und betont, die Beschäftigung von Familienmitgliedern durch Abgeordnete sei völlig legal.
Ungeachtet dessen leitete die Justiz Vorermittlungen ein. Die nationale Finanzstaatsanwaltschaft geht dem Verdacht auf Veruntreuung öffentlicher Mittel nach.
Parlamentsjob nur vorgetäuscht?
Penelope Fillon habe über die Jahre 500.000 Euro aus einer parlamentarischen Mitarbeiterpauschale erhalten, schreibt der "Canard" und beruft sich dabei auf Gehaltsabrechnungen. Bei ihren Recherchen hätten die Journalisten aber keine Hinweise darauf gefunden, dass sie jemals tatsächlich als parlamentarische Assistentin gearbeitet habe. Eine frühere parlamentarische Assistentin wird mit den Worten zitiert: "Ich habe niemals mit ihr zusammengearbeitet."
Abgeordnete dürfen in Frankreich Familienmitglieder als parlamentarische Mitarbeiter beschäftigen. Allerdings kommt dabei immer wieder der Verdacht einer illegalen Scheinbeschäftigung auf, also einer Bezahlung ohne Gegenleistung.
Die Linke fordert Aufklärung
Innenminister Bruno Le Roux von den Sozialisten forderte im Radiosender RTL "Erklärungen" zur Beschäftigung von Penelope Fillon als parlamentarische Mitarbeiterin. Der Verdacht einer Scheinbeschäftigung sei eine "schwerwiegende Anschuldigung", vor allem wenn jemand Präsident werden wolle.
Der frühere Premierminister (2007-2012) Fillon war im November in einer Vorwahl zum Kandidaten der bürgerlichen Rechten gekürt worden. Er tritt mit einem ehrgeizigen Spar- und Reformprogramm an und will unter anderem 500.000 Stellen im öffentlichen Dienst abbauen. In Umfragen liegen er und die Front-National-Kandidatin Marine Le Pen vorn. Frankreich wählt seinen neuen Präsidenten in zwei Wahlgängen im April und Mai.
bri/sc/cr (dpa, afp)