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Finnischer Suchtrupp heftet sich an Brunos Fersen

13. Juni 2006

Jetzt sind finnische Bärenjäger mit Spürhunden im Einsatz, die den Bären mit Spitznamen Bruno in den nächsten zwei Wochen lebend fangen wollen. Ein erster Einsatz musste jedoch unfreiwillig abgebrochen werden.

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Bärenspürtrupp vor dem EinsatzBild: picture-alliance / dpa

Im österreichischen Scharnitz, knapp hinter der bayerischen Grenze, heißt es im Moment Warten auf eine neue heiße Spur von "JJ1", wie der Braunbär offiziell heißt. Findet sich eine neue Fährte, verfolgen die finnischen Bärenjäger mit ihren speziell ausgebildeten Hunden Jimmy, Jeppe, Peni, Raiku und Atte den Streuner, der sich im österreichisch-deutschen Grenzgebiet herumtreibt. Am besten wäre laut Experten eine weniger als eine Stunde alte Fährte. Doch das Problemtier hält sich fürs Erste versteckt. "Hinweise, wo sich Bruno im Moment aufhält, gibt es derzeit nicht", sagte Walter Wagner, der als Bärenanwalt der österreichischen Bundesforste die Finnen begleitet, am Montag (12.6.2006). Zum Suchtrupp gehört auch ein Betäubungsspezialist der Universität Wien und zwei Wildbiologen der Uni Freiburg. Wagner ist seit drei Wochen im Dauereinsatz und hofft jetzt auf eine heiße Spur: "Je frischer die Fährte, desto besser."

Einsatz-Panne wegen rechtlicher Hürden

Am Sonntag musste jedoch ein erster Einsatz nach wenigen Stunden unfreiwillig abgebrochen werden. Ein Jagdpächter habe die Durchquerung seines Gebietes untersagt, teilte der Tiroler Landesrat Anton Steixner am Montag mit. Nun sei eine "Zwangszustimmung" eingeholt worden, sagte Steixner: "Rechtlich ist das jetzt erledigt. Der Suche steht nichts mehr im Wege." Im Freistaat Bayern hatte Umweltminister Werner Schnappauf die bisher gültige Abschussgenehmigung für den zunächst auf zwei Wochen veranschlagten Einsatz ausgesetzt.

Schon seit Wochen hält "JJ1" seine Verfolger in der Umgebung zwischen Bayern und Österreich in Atem. Auf seinen für einen Bären ungewöhnlich langen Streifzügen hat er eine blutige Spur hinterlassen. Fast 20 gerissene Schafe, ein Dutzend Hühner und einige Kaninchen gehen auf sein Konto. Zuletzt hatte der Braunbär an der Ganalm bei Terfens nordöstlich von Innsbruck einen Hasenstall geknackt. Bei den Behörden befürchtet man ein Aufeinandertreffen zwischen dem Bären und Menschen, da Bruno bisher wenig Scheu vor Siedlungen und Gebäuden gezeigt hat.

Schuss in den Allerwertesten

Suche nach Braunbär in Bayern
Haare aus Brunos Fell - eine der wenigen Spuren des streunenden BraunbärenBild: picture-alliance/dpa

Bisherige Fangversuche mit Bärenfallen blieben erfolglos, "JJ1" kehrte entgegen der Erwartung der Experten nie an den Ort zurück, an dem er seine Beute reißt. Um ihn aus dem Verkehr zu ziehen, soll nun erstmals versucht werden, den Bären mit Hunden zu stellen, um ihn dann mit einem Narkosegewehr zu betäuben. Dazu will sich der Wiener Professor für Wildtiermedizin und Artenschutz, Christian Walzer, dem Tier bis auf 15 Meter nähern, um einen Narkosepfeil abzufeuern. Währenddessen sollen die finnischen Jäger den Betäubungsspezialisten mit scharfen Gewehren sichern.

"Am besten ist es, in den Arsch zu schießen", verrät Walzer. Die Narkose wirke etwa zwei Stunden. Laut dem Bärenexperten Walter Wagner sind die Chancen, den Bären auf diese Weise lebend zu fangen, schwer einzuschätzen, denn noch nie sei ein Bär bei der Jagd betäubt worden. "In Finnland wird ein Bär nicht narkotisiert, sondern geschossen." Auch in Österreich wurde bisher kein derartiger Fangversuch unternommen. Sollten die finnischen Jäger Erfolg haben, wird Bruno zunächst in einer Kiste in ein bayerisches Wildgehege transportiert. Danach werde entschieden, ob er wieder in seine Heimat ins italienische Trentino zurückgebracht wird. (cn)