Flut in Bayern fordert vier Tote
1. Juni 2016Bei dem Blitzhochwasser in Niederbayern sind mindestens vier Menschen ums Leben gekommen. Drei Tote hätten Rettungstaucher der Feuerwehr in einem überschwemmten Haus in Simbach am Inn entdeckt, sagte der Landrat von Rottal-Inn, Michael Fahmüller. Es handle sich um drei Erwachsene, ergänzte ein Polizeisprecher. Als mehrere Bewohner aus dem Haus geborgen wurden, hätten sie den Hinweis gegeben, dass sich im Erdgeschoss noch Menschen befinden könnten. Daraufhin wurden die Taucher eingesetzt. Die näheren Umstände der Todesfälle und die Identität der Opfer sind noch nicht bekannt. Die Kriminalpolizei ermittelt.
An einem Bach bei Julbach wurde die Leiche einer Frau gefunden. In Simbach werden vier Menschen vermisst. Laut Polizei sind Taucher im Einsatz und es sei "Schlimmeres zu befürchten".
Nach heftigen Regenfällen hatten Hochwasserfluten den Südosten Bayerns binnen kurzer Zeit überschwemmt - die Behörden riefen den Katastrophenfall aus. Simbach am Inn gehört zu den Orten im Landkreis Rottal-Inn, die am stärksten heimgesucht wurden, wie auch die Gemeinde Triftern bei Pfarrkirchen sowie die Ortschaft Tann. Die Flutwelle riss Autos, Bäume und Einrichtungsgegenstände mit. Vielerorts stand und steht das Wasser noch meterhoch in den Straßen. Viele Häuser waren komplett eingeschlossen, ihre Bewohner von den Wassermassen überrascht. Der Sachschaden geht in die Millionen.
Von der Außenwelt abgeschnitten
Die Katastrophe entwickelte sich in kürzester Zeit. "Der ganze Ortskern wurde vom Altbach überspült", berichtete der Bürgermeister von Triftern, Walter Czech. Das Flüsschen schwoll am Mittwoch innerhalb weniger Stunden um zweieinhalb Meter an. Triftern war nahezu vollständig von der Außenwelt abgeschnitten. Menschen mussten mit Booten aus ihren Häusern geholt oder sogar von Hubschraubern von den Dächern gerettet werden.
Von den Wassermassen waren auch die Schule und die beiden Kindergärten von Triftern betroffen. Etwa 250 Schulkinder waren zeitweise eingeschlossen, etwa 50 von ihnen mussten "die Nacht in der Turnhalle verbringen, weil die Zufahrtswege nicht passierbar sind", berichtete Czech. Auch das Telefonnetz ist zusammengebrochen.
In der Gemeinde Simbach wurde die Polizei obdachlos. In der Dienststelle stand das Wasser meterhoch. Eine reißende, schlammig-braune Flutwelle wälzte sich durch den Ort. Eine Asylbewerberunterkunft in einer ehemaligen Turnhalle wurde geräumt. Rettungskräfte berichteten, dass Lastwagenfahrer auf der Bundesstraße 12 auf die Dächer ihrer Fahrzeuge geklettert waren, weil sie Angst hatten, von den Fluten davon geschwemmt zu werden.
Das Ausmaß überraschte
Auch wenn es zuvor eine Unwetterwarnung gegeben hatte, war das Ausmaß des Hochwassers für die Behörden doch überraschend: "Mit dieser Wucht hat wohl niemand gerechnet", sagte ein Sprecher des Landratsamtes Rottal-Inn. Neben zahlreichen Feuerwehren eilte auch die Wasserwacht ins Katastrophengebiet. "Alles, was wir verfügbar haben, ist im Einsatz", hieß es im Polizeipräsidium Niederbayern. Rund 9000 Haushalte im Landkreis waren von der Stromversorgung abgeschnitten.
Inzwischen läuft das Wasser wieder ab. "Die Feuerwehren haben Zeit, die vollgelaufenen Keller leer zu pumpen", sagte der Einsatzleiter der Wasserwacht in Triftern, Hans Nothaft. Auch in Simbach haben die Aufräumarbeiten begonnen. Im tieferliegenden Teil des Ortes ist daran aber noch nicht zu denken. Bei vielen Häusern steht noch das komplette Erdgeschoss unter Wasser.
Seit Ende vergangener Woche toben über Deutschland immer wieder Unwetter mit schweren Regenfällen. Besonders massiv traf es am Sonntagabend die Ortschaft Braunsbach in Baden-Württemberg. Eine Flutwelle schoss durch die 900-Einwohner-Gemeinde. Ganze Straßen wurden vom Wasser abgerissen, Autos übereinander geschoben und Gebäude überschwemmt. Mehrere Häuser sind einsturzgefährdet, gut hundert Menschen mussten evakuiert werden. Insgesamt vier Menschen kamen in Baden-Württemberg ums Leben.
Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes wird sich die Gewitterluft mindestens bis zum Sonntag halten. Überall seien Unwetter möglich, sagte ein Meteorologe.
rb/wl/SC (afp, dpa, ARD)