Flüchtlinge unter Brandstiftungsverdacht
20. September 2016Nach dem Brand im Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Ägäis-Insel Lesbos hat die Polizei 18 Flüchtlinge und Migranten festgenommen. Die Männer aus Afghanistan, Kamerun, Senegal und Syrien stünden im Verdacht, für die Brandstiftung und die Krawalle inner- und außerhalb des sogenannten Hotspots der Insel verantwortlich zu sein, berichtete die Athener Tageszeitung "Kathimerini". Mindestens neun von ihnen sollen dem Haftrichter vorgeführt werden.
In dem überfüllten Auffanglager war es am Montagabend zu Krawallen und dann zu dem Brand gekommen. Die mehr als 3000 Bewohner des Lagers flohen vor den Flammen aus dem Camp und irrten auf Lesbos umher oder marschierten in Richtung auf die Inselhauptstadt Mytillini.
Mehr als 60 Prozent der Einrichtung sollen durch das Feuer zerstört worden sein, verletzt wurde jedoch niemand. Die griechische Polizei hat die Lage nach eigenen Angaben inzwischen unter Kontrolle. Allerdings fehlen für tausende Flüchtlinge jetzt Unterkünfte.
Gerüchte über Abschiebungen
Die Krawalle in dem Lager entzündeten sich nach Medienberichten an Gerüchten, eine größere Zahl von Flüchtlingen solle in die Türkei abgeschoben werden. Dagegen protestierten mehrere hundert Flüchtlinge. Gleichzeitig kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Migranten unterschiedlicher Nationalitäten.
Schon länger fordern die Flüchtlinge, aufs griechische Festland reisen zu dürfen, um den Zuständen im Hotspot zu entkommen, aber auch in der Hoffnung, sich von Athen aus weiter nach Mittel- und Nordeuropa durchschlagen zu können. Die Behörden beharren aber darauf, dass die Flüchtlinge auf den Inseln bleiben.
Dort verschlechtert sich die Situation stetig. Die Flüchtlingsunterkünfte auf den Inseln sind überfüllt, auch wenn der Migrantenzustrom in diesem Jahr im Vergleich zu 2015 zurückgegangen ist. Auf Lesbos befinden sich derzeit rund 5650 Flüchtlinge, obwohl die Unterkünfte dort eigentlich nur Platz für 3500 bieten. Insel-Bürgermeister Spyros Galinos befürchtet deshalb weitere Eskalationen.
Flüchtlingscamps überfüllt
Ingesamt leben auf den griechischen Ägäis-Inseln Lesbos, Kos, Chios, Leros und Samos mehr als 13.000 Flüchtlinge, obwohl die Einrichtungen nur für knapp 8000 Menschen ausgelegt sind. In Griechenland halten sich derzeit mehr als 60.000 Flüchtlinge auf, die meisten von ihnen wollen weiter Richtung Deutschland oder in andere westeuropäische Staaten. Weil die sogenannte Balkanroute geschlossen ist, ist ein Weiterkommen aber nahezu unmöglich.
wl/kle (dpa, afp, rtr)