Flüchtlingscamp in Piräus wird geräumt
31. März 2016Die griechischen Behörden haben mit der Verteilung Hunderter im Hafen von Piräus gestrandeter Flüchtlinge begonnen. Mehrere Busse verließen das Hafengelände in Richtung der Stadt Kyllini im Westen des Landes. Dort sollen die Menschen in einem ehemaligen Tourismusgelände in festen Unterkünften untergebracht werden. Weitere Flüchtlinge sollen unter anderem in die Städte Ioannina im Nordwesten des Landes und Larissa in Zentral-Griechenland gebracht werden.
Nach Angaben der Behörden halten sich im Hafen rund 5800 Menschen auf engstem Raum; sie schlafen in den Wartehallen des Hafens und zelten im Freien. Angebote, in vorhandene Auffanglager umzusiedeln, haben die meisten bisher nicht angenommen. Viele hoffen immer noch, dass sich die Grenzen nach Mitteleuropa öffnen könnten, und befürchten, in den Auffanglagern "vergessen" zu werden. Auch der Zustand der Auffangcamps wird kritisiert.
In der Nacht zu Donnerstag waren in Piräus afghanische und syrische Flüchtlinge mit Steinen bewaffnet aufeinander losgegangen, berichtet die griechische Nachrichtenagentur Ana. Acht Menschen wurden laut dem Fernsehsender Skai verletzt, zwei davon schwer. Die Auseinandersetzung sei ausgebrochen, nachdem ein afghanischer Flüchtling die Frau eines Syrers belästigt habe. Offiziell bestätigt wurde dies aber bisher nicht. Die Polizei beendete die Krawalle.
Auch in den Flüchtlingslagern in Idomeni und auf der Insel Chios gerieten Bewohner aneinander. In Ideomeni an der blockierten mazedonischen Grenze attackierten sich mehrere Migranten mit Messern. Der Streit dort sei zwischen verschiedenen Nationalitäten während einer Feier ausgebrochen, bei der Migranten Musik spielten, berichteten Reporter vor Ort.
Athener Parlament berät über Flüchtlingspakt
Auch auf der Insel Chios kam es nach Informationen aus Kreisen der Küstenwache zu Schlägereien in einem Internierungslager für Flüchtlinge und Migranten gekommen. Diese Menschen sollen in den kommenden Tagen im Rahmen des Flüchtlingspakts in die Türkei zurückgeschickt werden - auch mit Zwang. Denn ab kommenden Montag tritt das EU-Türkei-Abkommen in Kraft, das eine solche Rückführung für illegal Eingereiste vorsieht. Bleiben können sie demnach nur, wenn sie in der Türkei verfolgt würden.
Mit den nötigen Vorgaben zur Umsetzung des Flüchtlingspakts befasst sich derzeit das Parlament in Athen. Dort wurde der entsprechende Gesetzentwurf den Abgeordneten vorgelegt, wie das Staatsfernsehen ERT berichtet. Am Freitag soll ihn das Parlament im Eilverfahren ratifizieren. Umstritten ist dabei die Rechtmäßigkeit der geplanten Rückführung und die Definition derTürkei als sicheres Drittland.
Gegen den EU-Türkei-Flüchtlingspakt hatten bereits am Mittwochabend mehr als 2000 Migranten im Zentrum Athens protestiert. Sie nennen den Pakt "rassistisch". Auch Flüchtlinge auf den Inseln Lesbos und Chios protestierten gegen "Deportationen" in die Türkei.
cw/rb (dpa, epd)