Folgt den Zerstörungen der Wiederaufbau?
22. Mai 2021Nach elftägigen Raketenangriffen der radikalislamischen Hamas und massiven Gegenschlägen der israelischen Armee war in der Nacht zum Freitag eine vor allem von Ägypten vermittelte Waffenruhe in Kraft getreten. Zu ihrer Überwachung trafen zwei ägyptische Delegationen in Israel und den Palästinensergebieten ein. Der UN-Sicherheitsrat rief beide Seiten zur "vollständigen" Einhaltung der Waffenruhe auf - in einer am Samstag erstmals seit Beginn der Eskalation der Gewalt von allen Mitgliedern des Gremiums getragenen Erklärung, wie es aus diplomatischen Kreisen hieß.
Da die Waffenruhe bislang hält, versuchen die Menschen im Gazastreifen, sich inmitten der Zerstörungen wieder einen Alltag aufzubauen. Über einen israelischen Grenzübergang trafen die ersten Hilfstransporte mit Medikamenten, Lebensmitteln und Benzin ein. Die Behörden begannen mit der Verteilung von Zelten, Matratzen und Decken an Bedürftige.
Palästinensische Fischer erhielten Erlaubnis, wieder aufs Meer fahren; Cafés und Läden öffneten. Ministerien und Behörden sollen nach Angaben der Hamas, die den Gazastreifen kontrolliert, am Sonntag wieder ihre Arbeit aufnehmen. Der Nothilfefonds der Vereinten Nationen gab insgesamt 18,5 Millionen Dollar für humanitäre Maßnahmen frei.
Tausende Obdachlose im Gazastreifen
Nach Angaben des UN-Büros für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) zwangen die israelischen Luftangriffe mehr als 90.000 Menschen im Gazastreifen zur Flucht aus ihren Häusern. Mindestens 6000 Menschen wurden obdachlos, rund 800.000 Menschen haben keinen regelmäßigen Zugang zu Wasser.
Nach der Zerstörung will sich die internationale Gemeinschaft auf den Wiederaufbau im Gazastreifen konzentrieren. Entsprechend äußerte sich auch US-Präsident Joe Biden. Es müsse aber verhindert werden, dass sich die Hamas erneut bewaffne.
Gleichzeitig betonte Biden, die Schaffung eines palästinensischen Staates an der Seite Israels sei die "einzige Antwort" auf den Konflikt. "Wir brauchen immer noch eine Zwei-Staaten-Lösung", sagte er. Die Friedensgespräche liegen seit 2014 auf Eis - wegen des Streits um den Status von Ost-Jerusalem und wegen der israelischen Siedlungen im besetzten Westjordanland.
Die jüngste Gewalteskalation hatte nach Angaben beider Seiten mehr als 250 Menschen das Leben gekostet, die meisten der Opfer waren Palästinenser. Israel versichert, es habe mit seinen Luftangriffen vor allem militärische Einrichtungen der Hamas treffen wollen.
haz/wa (afp, rtr)