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Frankfurt glänzt

S. Scheithauer2. Juni 2008

Frankfurt, München und Stuttgart haben laut einer Studie die besten Zukunftsaussichten der deutschen Großstädten. Für die Ruhrgebietsstädte sieht es eher düster aus - und Berlin scheint abgeschlagen.

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Skyline von Banken und Konzernen prägt Frankfurter ImageBild: AP

Jede wirkliche Metropole hat ihre Krimis. Je mehr Kriminalstories sie Tatort oder Kulisse bietet, je eher kann sie als echte "Großstadt" gelten. Frankfurt am Main hat unzählige davon vorzuweisen und sich nicht nur wegen seiner berühmten Hochhaus-Skyline den Ruf als "Mainhattan" eingehandelt: Eine Studie des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) und der Privatbank Berenberg belegt jetz internationales Potenzial und weltläufiges Renommee dieser Stadt.

Das HWWI hat gemeinsam mit der "Berenberg Bank" die zunehmende Urbanisierung zum Anlass genommen, die 30 größten Städte in der Bundesrepublik zu analysieren. Sehr unterschiedlich strukturierte Kommunen können sich demnach auf ihre Weise günstige Ausgangsbedingungen für eine erfolgreiche Zukunft schaffen, wenn sie den Wandel von der alten Industriegesellschaft zu einer neuen wissensbasierten Ökonomie umgehend anpacken. Bewertet wurden vor allem Innovationsfähigkeit, Bildungs- und Forschungsangebote, Internationalität, aber zum Beispiel auch die Verkehrsverbindungen.

Thomas Straubhaar
Thomas Straubhaar, Direktor des HWWIBild: 2007 HWWI GmbH

Das Gesamtranking führt die deutsche Dienstleistungsmetropole Frankfurt am Main an, dicht dahinter München und Stuttgart, die weiterhin "durch starke Positionen in wissens- und forschungsintensiven Wirtschaftsbereichen glänzen", berichtete HWWI-Direktor Thomas Straubhaar. Mit Wiesbaden und Dresden folgen zwei eher kleinere Städte, wobei die eine sich durch eine hohe Kaufkraft und Nähe zu Frankfurt auszeichne, die andere "durch eine herausragende wirtschaftliche Dynamik", so Straubhaar.

Berlin noch keine "Boomtown"

Berlin, gemessen an der Zahl der 3,4 Millionen Einwohner an der Spitze, rangiert erst auf Platz 24. Die Hauptstadt habe nicht den Sprung zur "Boomtown" geschafft. Ungeachtet der Attraktivität für junge Menschen oder Kreative fehle es an wirtschaftlicher Produktivität oder Verbesserungen am Arbeitsmarkt, erläuterte die Autorin der HWWI-Studie, die Volkswirtschaftlerin Silvia Stiller. Auch der weltgrößte Immobilien-Dienstleister, CB Richard Ellis (CBRE), stellte jetzt fest, dass etwa Verkauf und Vermietung von Büroflächen in Berlin um mehr als 20 Prozent rückläufig seien, während in München und Frankfurt die Umsätze kräftig zulegten.

Ruhrrevier im Wettbewerb zu träge

Stadt Bochum Immer weniger Menschen im Ruhrgebiet
Umbruch in einer Industrielandschaft: Viele Menschen verlassen die RuhrregionBild: picture-alliance/ dpa

Sorgen bereiten die traditionell durch Strukturwandel, Verschuldung und Abwanderung angeschlagenen Kommunen. Am unteren Ende der Skala finden wir Ruhrgebietsstädte wie Bochum und Gelsenkirchen sowie Wuppertal und als Schlusslicht Chemnitz. Es zeigte sich, dass neue Gewerbegebiete, Baugebiete oder etwa Event-Tourismus nicht ausreichten.

Als Ausnahme wird Dortmund als der "stille Star" hervorgehoben, das aufgrund eines rasanten Strukturwandels und hoher wirtschaftlicher Dynamik auf Platz zehn vorrückte.

"Business-Nomaden" heimisch machen

"Hochqualifizierte Fachkräfte aus aller Welt" fühlten sich wohl am Main, dem einflussreichen Dienstleistungszentrum, so die Experten. Dies sei Hamburg mit seiner Werbung für Weltoffenheit leider nicht gelungen. Das ökonomische Potenzial Frankfurts beruhe vor allem auf seiner Bedeutung als "zentraler Bankenplatz Kontinentaleuropas", aber auch als wichtiges Verkehrsdrehkreuz. Die Stadtplaner vom international renommierten Frankfurter Architektenbüro Albert Speer hatten schon seit langem die Parole ausgegeben, die "Wissens-Elite", die "globalen Business-Nomaden" in die Stadt zu locken und mit ihren auch Familien zu halten. Dabei seien die soziale Infrastruktur, die Umweltqualität und eine Offenheit für neue Lebensstile besonders wichtig. Auch der Stadt-Soziologe Hartmut Häußermann postulierte das Leitbild einer "metropolitanen Kultur" für alle sozialen und ethnischen Gruppen und mit einem fairen sozialen Ausgleich, der möglichst viele Optionen für die Bewohner offenhält.

Professor Albert Speer Jr., Architekt
Albert Speer jr.: Konzepte für die Frankfurter StadtlandschaftBild: dpa
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