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Politik

Fillon kämpft um seine Kandidatur

Barbara Wesel
6. Februar 2017

Zwei Drittel der Franzosen meinen, François Fillon solle seine Präsidentschaftskandidatur zurückziehen. In Umfragen ist er auf den dritten Platz abgestürzt. Aber der Konservative will "Penelope-Gate" trotzen.

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Frankreich François Fillon & Ehefrau Penelope | konservativer Präsidentschaftskandidat
Bild: Getty Images/AFP/E. Feferberg

Beim Militär nennt man so etwas Vorwärtsverteidigung: François Fillon räumt ein, dass seine Frau bei ihm als parlamentarische Mitarbeiterin gearbeitet habe. Und dass sie das von zu Hause aus getan habe und nicht in einem Büro in Paris, weil sie in seinem Wahlkreis Sarthe die lokalen Kontakte betreut habe. Auch seien 3677 Euro im Monat dafür ein angemessenes Gehalt, schließlich habe Penelope Fillon die Universität abgeschlossen, betont er.

Dann aber entschuldigt sich der Präsidentschaftskandidat der französischen Konservativen bei den Wählern: Es sei zwar legal, allerdings habe sich die moralische Akzeptanz gewandelt - heute würde er keine Familienmitglieder mehr beschäftigen. Daher bedauere er, das getan zu haben.

Totale Transparenz

"Alles kommt auf den Tisch", verspricht der Kandidat der konservativen "Republikaner". Und er kündigt an, er werde noch am Abend seine persönlichen Finanzen, den Wert seines Hauses, ein kleines Erbe, Lebensversicherungen und so weiter ins Internet stellen.

Immer wieder betont Fillon, er habe absolut nicht gegen die Regeln verstoßen, alles sei mit rechten Dingen zugegangen, nur das moralische Urteil in diesen Fragen habe sich eben gewandelt. "Es war ein Fehler", räumt der Kandidat ein, es sei klar, dass die Bürger so etwas heutzutage nicht mehr wollten. Das System müsse reformiert werden.

Warum aber kommt er mit seinen Erklärungen so spät - erst rund zwei Wochen nach dem Beginn des Skandals? Die Affäre haben ihn "wie ein Schlag in den Magen" getroffen, erklärt Fillon. Er habe Zeit gebraucht zum Reagieren.

Politischer Lynchmord

Auf die Demutsgeste aber folgt gleich die Dolchstoßlegende: "Es war politischer Mord, ein Lynchmord und ein Fall von Verurteilung durch die Medien", sagt Fillon. Man müsse doch überlegen, warum diese Informationen erst veröffentlicht wurden, nachdem er aus den Vorwahlen als Sieger hervorging.

Frankreich PK Francois Fillon
François Fillon kämpft um sein Image als SaubermannBild: Reuters/B. Tessier

Nun ist klar, dass auch die Medien - in diesem Fall die Zeitschrift "Canard Enchainé" - sich für ihre Veröffentlichungen den effektivsten Zeitpunkt suchen. François Fillon aber betrachtet das als einen Angriff auf die Wahlchancen seiner Partei. Man müsse sehen, wer davon profitiere: Es gehe darum, "dass die Rechte nicht bei den Wahlen vertreten ist". Die Wähler hätten unter den Umständen dann nur noch die Wahl zwischen dem parteilosen Linken Emmanuel Macron und der rechten Marine Le Pen. Dabei sei er der einzige Kandidat, mit einem Programm des Umbruchs, wie ihn Frankreich brauche. Darin predigt er den Abbau von Beamtenstellen, einen sparsameren Staat - bloß: Wie glaubhaft kann er das nach Penelope-Gate noch tun?

Werden die Wähler zurückkehren?

Die Umfragen in den nächsten Tagen werden zeigen, was die Franzosen von Fillons Auftritt halten, und ob sie seine Erklärungen und Entschuldigungen glaubhaft finden. Zuletzt war er hinter den unabhängigen früheren Wirtschaftsminister Macron zurück gefallen, was für seine Partei ein Vernichtungsschlag wäre. Denn der schon als sicher geltende Sieg bei der Stichwahl Anfang Mai würde Fillons Républicains aus den Händen gleiten.

Eines aber dürfte klar sein: Der Lack ist ab von François Fillon. Der Höhenflug nach dem unerwarteten Sieg bei den Vorwahlen seiner Partei ist nicht rückholbar. Denn auch in Frankreich hat sich die Stimmung gewandelt: Der Überdruss gegen Vertreter der politischen Klasse in Paris, die die Republik als Selbstbedienungsladen betrachten, ist enorm. Daraus speist sich sowohl der Erfolg des Front National als auch des Unabhängigen Emmanuel Macron: Beide tun so, als ob sie mit dem Establishment nichts zu tun hätten.

Paris Wahlkampfauftitt in Paris des  Präsidentschaftskandidaten der Konservativen Francois Fillon
Die konservativen Wähler werden bald in den Umfragen über Fillons Schicksal entscheiden Bild: Getty Images/AFP/C. Archambault

Und selbst wenn ein Teil der konservativen Wähler Fillon verzeihen sollte: Das Bild des Mannes mit den sauberen Händen ist dahin. Was bleiben wird, ist der Eindruck, er sei "auch nur einer von denen".

Stützt die Partei ihn weiter? 

Auf Forderungen, er solle seine Kandidatur zurückziehen, erklärt Fillon, es gebe nichts, was das Ergebnis der Vorwahl ungültig machen könne. Und auf jeden Fall bleibe er weiter Kandidat. Dabei hängt seine Zukunft jetzt allein von seiner Partei ab. Und die scheint unsicher: Zwar hat Alain Juppé bereits abgewinkt. Der Zweitplatzierte aus den Vorwahlen will mit der politischen Schlammschlacht seiner Partei nichts zu tun haben. Andere aber haben schon einmal vorsichtig das Wasser getestet, wie etwa der Bürgermeister von Troyes François Baroin. Genannt wird auch der mehrfache Arbeitsminister Xavier Bertrand, der allerdings wartet ab und beobachtet. 

Niemand will sich ohne Not die Finger verbrennen, solange das Pendel bei den Republikanern nicht klar gegen François Fillon ausschlägt, Und das wird sich einige Tage nach seinem Auftritt in Paris daran messen, ob er in den Umfragen wieder steigt. Überlebt Fillon allerdings diese Woche, dürfte es für die französischen Konservativen zu spät werden, noch einmal das Pferd zu wechseln. Und dann werden erst die Wahlgänge Ende April und Anfang Mai zeigen, ob Fillons Vorwärtsverteidigung ein Beweis seines Kampfgeistes oder seiner Sturheit war.