Frankreich hält den Atem an
Mit dem Angriff auf die Satire-Zeitung "Charlie Hebdo" begann der Ausnahmezustand. Drei Tage lang dauerten die schockierenden Nachrichten an. Jetzt sind die Täter tot. Die Franzosen trauern um die Opfer. Eine Chronik.
Das letzte Zeichen
Um 11:28 Uhr meldet sich am Mittwoch die "Charlie-Hebdo"-Redaktion noch per Kurzmitteilungsdienst Twitter - mit einer Karikatur des IS-Anführers Al-Baghdadi. "Beste Wünsche übrigens", steht darüber und der gezeichnete Islamistenchef sagt: "Und vor allem Gesundheit!" Philippe Honoré ist der Zeichner der Karikatur. Er wird wenige Minuten später bei dem Anschlag auf die Redaktion umgebracht.
Anschlag auf "Charlie Hebdo"
Gegen 11.30 Uhr - es ist gerade Redaktionskonferenz - stürmen zwei bewaffnete und vermummte Attentäter die Redaktionsräume. Beim Eindringen in das Gebäude erschießen sie ihr erstes Opfer, den Hausmeister. Dann töten sie neun Journalisten, darunter auch den Chefredakteur Stéphane "Charb" Charbonnier, seinen Personenschützer sowie einen Gast der Redaktion.
Die Täter flüchten
Der Anschlag auf die Redaktion der "Charlie Hebdo" dauert nur wenige Minuten. Auf der Flucht treffen die Täter auf einen Streifenpolizisten, Ahmed Merabet. Sie steigen aus ihrem Wagen und erschießen den Mann aus nächster Nähe. Die Szene wird von einem Zeugen gefilmt. Das Video geht um die Welt. Danach verliert sich die Spur der Täter zunächst. Frankreich ruft die höchste Terrorwarnstufe aus.
Trauer um die Opfer
Kurz nach Bekanntwerden des Attentats solidarisieren sich Menschen im Internet mit den Toten. Der Hashtag #JeSuisCharlie (Ich bin Charlie) wird geboren. Er gehört mittlerweile zu den meist genutzten Tweets in der Geschichte von Twitter. Am Abend versammeln sich hunderte Menschen im Zentrum von Paris - um der Opfer des Anschlags zu gedenken. Die Täter sind weiter auf freiem Fuß.
Die ganze Welt ist Charlie
Berlin, New York, Sydney: Auch im Rest der Welt gehen hunterttausende Menschen auf die Straßen. "Je Suis Charlie", heißt es überall. Viele halten Stifte in die Höhe - ein Zeichen für die Pressefreiheit. Zeitgleich werden die Identitäten der beiden mutmaßlichen Täter sowie Fahndungsfotos veröffentlicht. Die Brüder Chérif und Said Kouchai sollen für die Tat verantwortlich sein.
Angriff auf die Pressefreiheit
Auch Journalisten rund um die Welt solidarisieren sich mit den Opfern der franzsösischen Satire-Zeitung. Das Thema beherrscht am Tag darauf auch in Deutschland die Titelseiten zahlreicher Medien. Man lasse sich von Terroristen nicht einschüchtern, so die oft geäußerte Meinung. Die Sicherheitsmaßnahmen vor Redaktionen in Frankreich werden erhöht.
Der Schrecken hat kein Ende
Am Morgen des 8. Januars erschießt ein bewaffneter Mann eine Polizistin im Süden von Paris. Ein weiterer Polizeibeamter wird verletzt. Dem Täter gelingt es, zu fliehen. Ob der Mann mit den "Charlie Hebdo"-Attentätern im Zusammenhang steht, ist zu diesem Zeitpunkt noch unklar. Am nächsten Tag wird der Mann eine weitere Bluttat anrichten.
Weiter auf der Flucht
Im Norden Frankreichs überfallen die mutmaßlichen Attentäter auf "Charlie Hebdo" Donnerstagmittag eine Tankstelle. Sie stehlen Benzin und Lebensmittel. Auch Schüsse sollen gefallen sein. Doch wieder verliert sich die Spur der beiden Männer.
Angriff auf muslimische Einrichtungen
Die Wut mancher Franzosen entlädt sich am Tag nach dem Attentat auf "Charlie Hebdo" zum Teil auf gewaltsame Weise. In einem Kebab-Restaurant nahe einer Moschee im Osten Frankreichs gibt es eine Explosion. Im Nordwesten Frankreichs wird eine Moschee beschossen, im Süden ein muslimischer Gebetsraum. Bei den Angriffen wird niemand verletzt. Die Sicherheitsmaßnahmen werden erhöht.
Haus für Haus
Die Suche nach den Attentätern geht weiter. Die Regierung dehnt die höchste Terrorwarnstufe auf Nordfrankreich aus. Rund 88.000 Sicherheitskräfte sind im Einsatz. Am Abend durchsuchen sie ganze Dörfer. Die Anwohner müssen ihre Häuser verlassen. Jeder Zentimeter wird durchkämmt. Gegen 22 Uhr bricht die Polizei die Suche ab.
Die Jagd geht weiter
Am Morgen des 9. Januars gibt es eine neue Spur. Die Täter haben das Auto einer Frau geraubt. Als die Ermittler die Brüder finden, kommt es zu einer Schießerei. Die beiden flüchten und verschanzen sich in einem Industriegebiet nördlich von Paris, in der Nähe des Flughafens Charles de Gaulles.
Geiselnahme in Paris
Plötzlich eine neue Schreckensmeldung: Im Osten Paris fallen wieder Schüsse. "Ihr wisst, wer ich bin", schreit ein bewaffneter Mann, als er in einen jüdischen Supermarkt stürmt. Eine Geiselnahme beginnt. Schnell wird klar, der Geiselnehmer ist Amedy Coulibaly, der Mörder der Polizistin vom Vortag.
Verschanzt in einer Druckerei
Die beiden mutmaßlichen Mörder von Mittwoch nehmen in einer Druckerei nordöstlich von Paris eine Geisel, lassen diese aber wieder frei. Ein anderer Mitarbeiter versteckt sich noch im Keller und liefert der Polizei wichtige Informationen. Gegen 17 Uhr kommen die Täter schießend aus dem Gebäude, beim Feuergefecht werden sie erschossen.
Vier Tote in Paris
Fast zeitgleich stürmt die Polizei den jüdischen Supermarkt in Paris. Dabei wird der Geiselnehmer getötet. Zuvor hatte dieser vier seiner Geiseln erschossen. Seine Freundin soll ihm bei der Geiselnahme und bei dem Mord an der Polizistin am Vortag geholfen haben. Die 26-jährige Hayat Boumeddiene soll sich nach Angaben von türkischen Sicherheitskreisen über die Türkei nach Syrien abgesetzt haben.
Gedenken an die Opfer
Am Abend und auch am darauf folgenden Tag trauern wieder Zehntausende um die Opfer. Präsident Hollande wendet sich an die Franzosen und spricht von einer "Tragödie für die Nation". Die deutsche Bundeskanzlerin sowie andere europäische Spitzenpolitiker kündigen an, am Sonntag an einem Solidaritätsmarsch teilzunehmen.