Prozess wegen Ermordung eines Priesters beginnt
14. Februar 2022Während einer Messe Ende Juli 2016 hatten zwei Angreifer in einer katholischen Kirche in Saint-Étienne-du-Rouvray bei Rouen den 85 Jahre alten Jacques Hamel ermordet und ein Gemeindemitglied schwer verletzt. Die Polizei erschoss die Attentäter. Die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) reklamierte die Tat für sich.
Angeklagt sind nun vier Männer. Dreien wird die Bildung einer kriminellen terroristischen Vereinigung vorgeworfen. Gegen den Vierten wird in Abwesenheit verhandelt, gegen ihn liegt ein Haftbefehl wegen "Beihilfe zum Mord" vor. Er gilt als mutmaßlicher Anstifter, ist jedoch wahrscheinlich bei einem Bombenangriff im Irak gestorben. Es drohen bis zu je 20 Jahre Haft.
Einer der Täter aus dem Arbeiterort Saint-Etienne bei Rouen hatte seine Tat wie selbstverständlich in den sozialen Netzwerken angekündigt. "Du nimmst ein Messer, gehst in eine Kirche, du schlachtest jemanden ab, trennst zwei oder drei Köpfe ab - fertig!" Zwar war er einschlägig polizeibekannt und trug eine elektronische Fußfessel. Dennoch konnte er ungehindert in die Pfarrkirche des Ortes gehen und den Geistlichen am Altar niederstechen und töten. Kennengelernt hatten sich die Attentäter erst vier Tage vor der Tat.
Rouens Erzbischof Dominique Lebrun erwartet von dem Prozess, der bis 11. März angesetzt ist, "Gerechtigkeit", wie er im Vorfeld sagte. Die Angeklagten hätten "das Recht, die Reaktion der Gesellschaft" auf die Bluttat von 2016 zu erfahren. Der Erzbischof ist Zivilkläger in dem Prozess, ebenso Mitglieder der Familien von Hamel und dem Gemeindemitglied, das damals schwer verletzt wurde.
ust/sti (dpa, kna)