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Iran und der Westen

17. August 2009

Sechs Wochen saß sie als "Staatsfeindin" in iranischer Haft. Nun ist die Französin Clotilde Reiss unter Auflagen aus dem Gefängnis entlassen worden. Frankreichs Präsident Sarkozy lobte die junge Frau für ihren Mut.

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Clotilde Reiss in einem Teheraner Gerichtssaal (Foto: AP)
Clotilde Reiss am 8. August in einem Teheraner GerichtssaalBild: AP

Präsident Nicolas Sarkozy habe mit der 24-jährigen Frau nach ihrer Freilassung telefoniert, teilte der Élyséepalst am Sonntagabend (16.08.2009) in Paris mit. Es gehe ihr gesundheitlich gut. Vorläufig werde Reiss in der französischen Botschaft in Teheran untergebracht, hieß es weiter. Sarkozy gilt als entschiedener Gegner der Führung in Teheran.

Clotilde Reiss darf den Iran allerdings erst nach Abschluss des gegen sie angestrengten Prozesses verlassen. Die iranische Regierung wirft der Französischlehrerin und Universitätslektorin Spionage und Verwicklung in die Proteste gegen Präsident Mahmud Ahmadinedschad vor. Reiss hatte nach Ahmadinedschads umstrittener Wiederwahl am 12. Juni an Demonstrationen teilgenommen.

Dabei soll sie mit ihrem Mobiltelefon Protestszenen fotografiert und die Aufnahmen nach Frankreich geschickt haben. Zudem wird die 24-Jährige beschuldigt, der französischen Botschaft einen Bericht übersandt zu haben.

Sarkozy dankt EU und Syrien

Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy (Foto: AP)
Über Reiss' Freilassung erleichtert: Nicolas SarkozyBild: AP

Der Vater der jungen Frau, Rémi Reiss, sagte nach einem Telefongespräch mit seiner Tochter: "Wir sind sehr gücklich. Es ist ein großes Ereignis für uns. Jetzt werden wir alles tun, damit sie definitiv freigelassen wird."

Der französische Präsident Nicolas Sarkozy dankte der Europäischen Union und Syrien für ihre Unterstützung. Zugleich lobte er Reiss' Mut und ihre Haltung, mit der sie die Haft überstanden habe.

Reiss war im Februar nach Isfahan gekommen, einer Millionenstadt im Landesinneren des Iran. Dort hatte sie nach Angaben ihres Vaters eine Anstellung im Rahmen der französisch-iranischen Zusammenarbeit.

Vermutlich Kaution gezahlt

Frankreich fordert weiterhin, dass der Prozess gegen Clotilde Reiss und die franko-iranische Botschaftsmitarbeiterin Nazak Afshar schnellstens eingestellt wird. Das Verfahren sei in keiner Weise zu rechtfertigen, hieß es aus Paris. Afshar war bereits am Dienstag freigekommen.

Die Bedingungen für Reiss' Freilassung wurden zunächst nicht bekannt. Die französische Regierung soll aber eine Kaution gezahlt haben. Eine nicht unbedeutende Vermittlerrolle dürfte zudem der syrische Staatspräsident Baschad al-Assad gespielt haben. (gri/ml/dpa/afp)