Freiburgs Europapokal-Abenteuer
27. Juli 2017Wenn ein Verein das kommende Europapokal-Spiel nur als Zwischenstation betrachtet, könnte man von einer gewissen Überheblichkeit sprechen. Beim SC Freiburg ist das der Fall - doch Überheblichkeit passt so gut zum Breisgau-Club wie das Synonym "SC Hollywood", nämlich gar nicht. Trainer Christian Streich sagt mit Blick auf das anstehende Hin- (Anstoß 21:05 Uhr MESZ) und Rückspiel in der Europa-League-Qualifikation gegen den slowenischen Pokalsieger NK Domzale: "Wir freuen uns total auf die Spiele. Aber wir haben auch im Blick, was im September, Oktober und November ist."
Damit will Streich klar machen: Der Klassenerhalt in der Fußball-Bundesliga ist für die Breisgauer auch in dieser Spielzeit absolut prioritär. Begegnungen auf internationalem Parkett sind aus Sicht der Clubführung nur der Bonus für die zurückliegende Traumsaison. Ohnehin muss im Hinspiel gegen den slowenischen Pokalsieger NK Domzale erst einmal eine ordentliche Grundlage geschaffen werden, um eine Woche später in die Play-offs für die Gruppenphase einzuziehen und sich Gedanken über mehr zu machen zu können.
Domzale ist "aggressiv, ambitioniert und taktisch gut geschult"
Freiburg ist gegen Domzale in der ungewohnten Favoriten-Rolle. Davon will Streich aber nicht unbedingt etwas wissen. "Sie sind aggressiv, ambitioniert und taktisch gut geschult", lobt der SC-Trainer den Gegner aus Slowenien, den sein Co-Trainer Patrick Baier zuletzt für den SC beobachtete. Baiers Befund: "Ein sehr diszipliniertes und defensiv gut besetztes Team". Verstecken muss sich der Sport-Club aber nicht, er geht trotz der Abgänge von U21-Europameister Maximilian Philipp (Borussia Dortmund) und Vincenzo Grifo (Borussia Mönchengladbach) als die Mannschaft, die es zu schlagen gilt, in die beiden Duelle.
Die aktuelle Form ist gut: Im Trainingslager in Schruns gelang die Generalprobe. Der niederländische Meister Feyenoord Rotterdam wurde mit 1:0 bezwungen, die Zuversicht ist groß. "Ich habe viele gute Sachen gesehen. Wir hatten eine gute Struktur im Spiel, haben wenig zugelassen", sagte Sport-Vorstand Jochen Saier. Streichs Fazit fiel gewohnt nüchtern aus, das Team habe "fleißig alles abgearbeitet, was wir uns vorgenommen haben." Solche Erfolgserlebnisse und ein guter Saisonstart sowohl in der Europa League, im DFB-Pokal und in der Liga sind für Kapitän Julian Schuster unerlässlich, um eine erfolgreiche Spielzeit zu absolvieren. "Dann haben wir Ruhe im Verein und können in einen Flow kommen", sagte er, "dann gibt es auch keine negativen Gedanken."
Freiburger Realismus
Die hatte es im Umfeld nämlich gegeben, als Freiburg sich für die Europa League qualifiziert hatte. Das intensive Pensum in drei Wettbewerben kann so ein kleiner Verein schließlich nicht stemmen, hieß es immer wieder. Beim SC ist man sich der Schwere der Herausforderung ebenfalls bewusst. "Europa League und Bundesliga ist sicherlich schwierig", sagte Mittelfeldspieler Amir Abrashi: "Aber erstmal müssen wir die Gruppenphase erreichen." Große Träume klingen anders. Ein bisschen Aufbruchstimmung vor dem "Abenteuer Europapokal" ist aber dennoch in Freiburg zu spüren.
Die voraussichtlichen Aufstellungen:
Freiburg: Schwolow - Stenzel, Lienhart, Söyüncü (Stanko), Günter - Höfler, Abrashi - Kleindienst, Frantz - Niederlechner, Petersen. - Trainer: Streich
Domzale: Milic - Sirok, Blazic, Dobrovoljc, Balkovec - Husmani - Bizjak, Vetrih, Repas, Matjasic - Firer. - Trainer: Rozman
Schiedsrichter: Anatolij Schabtschenko (Ukraine)
jw/sti (mit sid, dpa)