Freizeit statt Terror: Der Zoo von Maiduguri
Jahrelang bestimmte die Terrorgruppe Boko Haram das Leben in Maiduguri. Auch heute gibt es noch vereinzelt Anschläge, doch die Menschen freuen sich wieder am Leben - zum Beispiel bei einem Nachmittag im Zoo.
Elefantenkühe suchen Bullen
Die Elefantendamen Izge und Juma sind ein Besuchermagnet. Mustapha Pogura (2.v.l.) ist extra aus dem Nachbarstaat Yobe gekommen, um einen Nachmittag im Zoo zu verbringen: "Früher wäre mir das zu unsicher gewesen. Aber jetzt ist es friedlich hier." Der Zoo könnte noch schöner sein, wenn mehr investiert würde, meint Pogura. Die Mitarbeiter wünschen sich daher einen Bullen für ihre Elefantenkühe.
Park und Zoo seit bald 50 Jahren
Zunächst hatten traditionelle Führer und andere Einzelpersonen Tiere für die 1970 gegründete Parkanlage gestiftet. 1974 besuchte Jomo Kenyatta Maiduguri. Kenias damaliger Präsident ließ zahlreiche Tiere der ostafrikanischen Savanne nach Nigeria bringen. Der Park wurde endgültig zum Zoo. Doch die Tiere starben nach und nach - an Altersschwäche oder weil sie das trocken-heiße Klima nicht vertrugen.
Schatten und Ruhe inmitten der Großstadt
Wer die 50 Naira Eintritt bezahlt (10 Euro-Cent), betritt eine 17 Hektar große Parkanlage mit Käfigen und Gehegen. Die Besucher flanieren und nutzen die wenigen Kioske, um sich zu erfrischen. Meistens kommen die Menschen in den späten Nachmittagsstunden, wenn die Hitze langsam abnimmt. Dann sitzen Pärchen auf den Bänken im Schatten und Kinder beugen sich über das Gitter des Schlangengeheges.
Ein Platz für Kinder
Die 15-jährige Schülerin Khadija (rechts) ist mit mehreren Freundinnen und ihrer Schwester Aisha (2.v.r.) gekommen. Die Löwen gehören zu ihren Lieblingstieren im Zoo. "Ich finde es gut, dass es einen so schönen Ort für uns Kinder gibt", freut sich Aisha. Am Wochenende kann es auch mal voll werden. Und an hohen Feiertagen wie dem Opferfest kommen Tausende Besucher, berichten die Mitarbeiter.
Gefräßige Löwen
Von den Kindern durch ein dickes Gitter getrennt, macht der Löwe einen satten Eindruck. Er teilt sich das Gehege mit zwei Löwinnen. Doch als der Terror Maiduguri fest im Griff hatte, war es schwer, ausreichend Futter aufzutreiben, berichten die Tierpfleger. Da musste dann schon mal eine der zooeigenen Ziegen dran glauben. Und so mancher Fleischfresser hat die mageren Jahre nicht überlebt.
Reichlich Nachwuchs bei den Krokodilen
Krokodile kommen von Natur aus lange ohne Nahrung aus. Ihnen haben die Jahre der Not in Maiduguri offensichtlich nichts ausgemacht. Sie scheinen sich hier sogar besonders wohl zu fühlen. Ihr Gehege wirkt fast überfüllt, denn sie vermehren sich regelmäßig. Und wo auf Fotos vor wenigen Jahren noch überall Plastikmüll zu sehen war, dösen die Tiere heute auf sauberem Sand.
Ein Direktor mit Zuversicht
Zoodirektor Usman Lawal arbeitet hier seit mehr als 20 Jahren. Stolz zeigt er auf die Ecke, wo die Reptilien ihre Eier vergraben. "Frühere Regierungen haben sich nicht für den Zoo interessiert", berichtet er. "Auch dadurch haben wir viele Tiere verloren." Doch der jetzige Gouverneur des Bundesstaats Borno habe das Budget erhöht. "Wir konnten aufräumen, Gehege und Käfige reparieren."
Neue Büros als Zeichen des Aufbruchs
Und Zoodirektor Lawal hat noch viel vor mit seinem Zoo. Dank der neuen Gelder aus Borno und der steigenden Besucherzahlen entsteht hier ein neues Verwaltungsgebäude für die rund 40 Mitarbeiter. Auch einige Gehege haben schon neue Zäune bekommen.
Die Hyäne wartet noch auf ein neues Heim
Die Käfige der Hyänen und Schakale liegen am anderen Ufer des kleinen Flusses, der das Gelände durchzieht. Dorthin gelangen die Besucher über eine Brücke. Jenseits des Flusses ist von Umbau und Reparaturen noch wenig zu sehen. Die Hyäne würde sich über einen Neubau sicher freuen; ihr Käfig ist winzig. Sie macht einen eher wirren Eindruck und läuft aufgeregt im Kreis herum.
Neue Tiere sollen die Zukunft sichern
Die Strauße haben ein großes Gehege. Sie sind noch nicht lange hier. Gouverneur Kashim Shettima hat sie aus seinem eigenen Besitz gespendet. Ein willkommenes Zeichen. Zoodirektor Lawal wünscht sich jetzt weitere Savannen-Tiere wie Zebras und Giraffen. Vielleicht können ja wieder die Kenianer helfen, hofft Lawal: "Wir wollen möglichst bald Kontakt zu den Behörden in Nairobi aufnehmen."
Pavian im Plastikmüll
Eine andere Herausforderung für die Zooverwaltung sind Besucher, die sich nicht an Regeln halten: Manche machen sich etwa einen Spaß daraus, den Pavianen Plastikflaschen oder Tüten mit Wasser zuzuwerfen. Der Müll bleibt liegen. Schon 2014 beklagten Experten das Fehlverhalten der Zoobesucher. Immerhin ist das Gelände heute nicht mehr Treffpunkt von Drogenhändlern, Prostituierten und deren Freiern.
Eine Stadt sehnt sich nach Frieden
Der Zoo liegt an einer der Hauptstraßen im Zentrum der Millionenstadt. Während innen die Besucher die Ruhe genießen, herrscht draußen geschäftiges Treiben - beides Zeichen dafür, dass sich das Leben in der Stadt normalisiert. Doch am Stadtrand schlagen immer wieder Selbstmordattentäter zu. Sie erinnern die Menschen in Maiduguri daran, dass der Frieden noch längst nicht gesichert ist.