Frieden für Kolumbien
17. Oktober 2012Mehrmals war der Auftakt der Gespräche, die eigentlich bereits am Montag beginnen sollten, verschoben worden. Jetzt sind eine Delegation der linksgerichteten "Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens" (FARC) und Unterhändler der kolumbianischen Regierung in der norwegischen Hauptstadt Oslo eingetroffen. Gemeinsam sollen sie über Möglichkeiten verhandeln, den seit fast 50 Jahren andauernden Konflikt in ihrem Land beizulegen. Der letzte Versuch liegt bereits zehn Jahre zurück.
Vorsichtiger Optimismus
Der Chef der Guerilla-Gruppe, Rodrigo Londoño Echeverri, genannt Timochenko, sagte vor seiner Abreise in einer Videobotschaft, er sei gerührt und zuversichtlich und vertraue auf den Willen der Regierung von Präsident Juan Manuel Santos. Bei den Vorverhandlungen habe man sich bereits auf bestimmte Punkte geeinigt.
Der kolumbianische Vizepräsident und Sprecher der Regierungsunterhändler, Humberto de la Calle, sagte vor seinem Abflug in der Hauptstadt Bogotá, er reise mit "gemäßigtem Optimismus" und hoffe, mit guten Nachrichten zurückzukehren. Erste Kontaktaufnahmen der kolumbianischen Regierung zu den FARC soll es bereits seit dem Amtsantritt von Santos im Jahr 2010 gegeben haben.
Zur Vorbereitung auf die Friedensgespräche finden bereits seit sechs Monaten geheime Treffen in Kubas Hauptstadt Havanna statt. Dort sollen die Verhandlungen nach den ersten zwei Gesprächstagen in Oslo auch fortgesetzt werden. Norwegen und Kuba, aber auch die beiden südamerikanischen Länder Venezuela und Chile hatten geholfen, im Friedensprozess zu vermitteln. In Berlin rief Bundesaußenminister Guido Westerwelle zu konstruktiven Gesprächen auf. Sie seien "eine große Chance für Kolumbien", sagte er.
Ein Ende des Bürgerkriegs?
Bei den Friedensverhandlungen soll es um Landverteilung und landwirtschaftliche Entwicklung gehen. Außerdem stehen die Integration der Guerilla in der Politik, der Drogenhandel, eine Beendigung der bewaffneten Auseinandersetzungen und der Umgang mit den Opfern auf der Agenda der Gespräche. Sie finden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.
Seit ihrer Gründung im Jahr 1964 kämpfen die linksgerichteten FARC gegen die Staatsmacht in Kolumbien. Ihr Kampf sei aber kaum noch politisch motiviert, sondern eng mit Drogenhandel, Geiselnahme und Lösegelderpressung verbunden, urteilen Kritiker. Das Geschäft mit den Drogen ist mittlerweile zur wichtigsten Einnahmequelle der Guerilla geworden, die heute noch 9.000 Mitglieder zählt.
Es ist vor allem die Zivilbevölkerung, die unter dem bewaffneten Konflikt in ihrem Land leidet. 200.000 Menschen sind bei den Auseinandersetzungen bereits getötet worden.
vf/sti/hp (dpa, epd, kna)