Fußball-WM: Faeser führt politische Gespräche in Katar
31. Oktober 2022Sie wolle diese Themen im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft besprechen und "nicht die Sportler mit politischen Themen belasten", sagte Nancy Faeser in der katarischen Hauptstadt Doha. Nach ihrer Ankunft fuhren die für den Spitzensport zuständige Ministerin und eine Delegation des Deutschen Fußball-Bundes mit Präsident Bernd Neuendorf zu einer Gesprächsrunde, bei der es um die Situation der vorwiegend aus Südasien stammenden Bauarbeiter sowie von Angestellten im Verkehrssektor und Hausangestellten ging. Die Vertreter der Arbeiterinnen und Arbeiter hätten von guten neuen Gesetzen berichtet, diese gelte es nun "mit Leben zu füllen", erklärte Faeser.
Max Tunon von der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) sagte bei dem Treffen in einem Luxushotel, durch die neue Gesetzgebung habe sich viel verbessert. Es gebe aber immer noch "Herausforderungen". Beispielsweise warteten Arbeiter in Katar oft sehr lange auf ihren Lohn. Manche Arbeitgeber versuchten immer noch, den Wechsel von Mitarbeitern zu einem anderen Unternehmen zu verhindern.
Zu wenige Kontrollen
In den vergangenen neun Jahren habe es deutliche rechtliche Verbesserungen für die Arbeiter gegeben, sagte auch Dietmar Schäfers, Vizepräsident des globalen Gewerkschaftsbunds Bau- und Holzarbeiter Internationale. Es werde aber nicht regelmäßig genug kontrolliert, etwa ob der neue Mindestlohn von rund 250 Euro im Monat auch gezahlt und Arbeitsschutz-Vorschriften eingehalten würden.
Das Bundesinnenministerium hatte schon früh angekündigt, im Mittelpunkt der Reise stünden "die Menschenrechtsfragen, die rund um das Turnier diskutiert werden, etwa der Schutz von queeren Menschen vor Diskriminierung und Verfolgung sowie die Verantwortung für Wanderarbeiter, die die WM-Stadien gebaut haben". Faeser will wissen, ob es in dem islamisch-konservativen Emirat auch für schwule und lesbische Fußball-Fans sicher sein wird.
Diplomatische Verwicklungen
Kurz vor der Reise Faesers hatte es diplomatische Verstimmungen gegeben, die am Wochenende jedoch weitgehend aus dem Weg geräumt wurden. Die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Luise Amtsberg, hatte ihre Teilnahme an der Reise mit Faeser kurzfristig abgesagt. Die jüngsten Entwicklungen hätten ihr verdeutlicht, "wie schwierig es in der derzeitigen Situation im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft ist, mit der katarischen Regierung die von mir geplanten offenen und auch kritischen Gespräche über die Menschenrechtslage in Katar zu führen". Amtsberg will ihre Katar-Reise zu einem späteren Zeitpunkt machen.
Zuvor hatte sich die katarische Regierung beim deutschen Botschafter in Doha über eine kritische Äußerung Faesers zur WM-Vergabe an Katar beschwert. Auch der Golf-Kooperationsrat, dem neben Katar auch Bahrain, Kuwait, Oman, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate angehören, hatte in einem Statement Faesers Kritik scharf zurückgewiesen und sich gegen eine deutsche Einmischung in innere Angelegenheiten verwahrt. Die Reise stand daher zwischenzeitlich auf der Kippe.
Treffen mit Premierminister
Am Dienstag will Faeser mit dem katarischen Premier- und Innenminister Scheich Chalid bin Chalifa Al-Thani und dem Generalsekretär des WM-Organisationskomitees, Hassan al-Thawadi, sprechen. Davon, wie diese Gespräche laufen, wird wohl auch abhängen, ob und wer für die Bundesregierung zur Weltmeisterschaft anreist. Konkret: Ob Faeser als Sportministerin das Auftaktspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Japan auf der Tribüne in Katar verfolgen wird oder vor einem Bildschirm in Deutschland. Auch ein Treffen mit FIFA-Präsident Gianni Infantino ist für Dienstag vorgesehen.
Die FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar beginnt am 20. November. Am 18. Dezember steigt das Finale.
kle/qu (dpa, epd, kna, afpe)