Fukushimas langer Schatten
Vier Jahre nach der Katastrophe von Fukushima hat sich die Einstellung zu Kernkraft auf der Welt gewandelt. Während Länder wie Deutschland auch weiterhin den Ausstieg planen, halten andere Länder an der Atomkraft fest.
Verheerendes Tōhoku-Beben
Es war die schlimmste Katastrophe in der japanischen Nachkriegsgeschichte: Vor vier Jahren kam es zu einem massiven Seebeben vor der Küste Tōhokus. Das Beben erreichte die Stärke 9,3 und löste einen so heftigen Tsunami aus, dass die nordöstlichste Küste von Japan zerstört wurde. 15.880 Menschen verloren dabei ihr Leben, rund 6000 Menschen wurden verletzt.
Fukushimas Kernschmelze
Die Naturkatastrophe verwandelte sich in eine vom Menschen verursachte als der Tsunami Fukushimas Atomkraftwerke traf. Die Kühlsysteme fielen aus, was zu einer Überhitzung in den drei Reaktorkernen führte. Strahlung trat aus. Über 20.000 Menschen wurden evakuiert. 80.000 Menschen könnten noch an Krebs erkranken, warnen Umweltschützer. Die Aufräumarbeiten werden etwa 30 Jahre dauern.
Kernkraftwerk Three Mile Island
Es ist aber nicht so als wäre die Katastrophe von Fukushima beispiellos: 1979 gab es im Kraftwerk "Three Mile Island", in Pennsylvania, eine partielle Kernschmelze: Ein Ventil in der Kühlwasserzuleitung zum Verdampfer meldete damals eine Störung. Daraufhin schalteten sich die Pumpen ab und die Kühlung des Reaktors fiel aus. 140.000 Kinder und schwangere Frauen wurden aus dem Gebiet evakuiert.
Das Erbe von Tschernobyl
Sieben Jahre später folgte der schwerste Kernkraftunfall der Geschichte. 1986 kam es nach einem Bedienfehler im Block 4 des Kraftwerks Tschernobyl zu einer Kernschmelze. Die radioaktive Wolke verteilte sich über ganz Europa. In der Umgebung des Unglücksreaktors wurden 335.000 Menschen evakuiert. Mindestens 30 starben an den Folgen.
Neues Atomkraftwerk der USA
Nicht alle schrecken die Unfälle der Vergangenheit ab: In den USA wird am "Watts Bar Unit 2"-Werk in Tennessee derzeit letzte Hand angelegt. Das Schwesterwerk "Watts Bar Unit 1" ist als jüngstes Atomkraftwerk der USA 1996 ans Netz gegangen. Weitere neue Kernkraftwerke sind geplant. Die Kernenergie gilt hier als Alternative zur fossilen Energie.
Die britische Atomzukunft
Auch in Großbritannien versucht die konservativ-liberale Koalition Kernkraft zu fördern, um CO2-Emissionen zu reduzieren. Aber ob die bereits zugelassene "Hinkley Point C"-Anlage in Somerset jemals in Betrieb geht, steht in den Sternen. Das Kraftwerk soll erst 2023 fertig werden, und schon jetzt explodieren die Baukosten - derzeit geschätzt auf 34,4 Milliarden Euro.
Weniger Kohle - mehr Kernkraft für China
Peking setzt auf alle möglichen Energieträger. Die Volksrepublik will bis 2020 sechs Prozent seines Stroms durch Atomkraft erzeugen - im Vergleich zu nur zwei Prozent derzeit. Das Kernkraftwerk Changjiang ist derzeit in der Provinz Hainan im Bau. Die Kernkraft könnte Chinas Abhängigkeit von stark umweltbelastenden Kohlekraftwerken verringern.
Raus aus der Kernkraft
Deutschland geht - mit seiner starken Anti-Atom-Bewegung - einen anderen Weg. Die Bundesregierung beschleunigte nach Fukushima seinen ohnehin schon geplanten Atomausstieg. Derzeit baut Deutschland massiv seine erneuerbaren Energien aus, wie Wind- und Solarkraft, oder auch Biogasanlagen.
Rein in den Ökostrom
Nach der Katastrophe von Fukushima im März 2011 schaltete Berlin acht Kernkraftwerke dauerhaft ab. Merkels Koalition entschied sich dann für einen vollständigen Atomausstieg bis 2022. Deutschland hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2015 80 Prozent der Energie aus Erneuerbaren zu gewinnen. Vor kurzem wurde die 27-Prozent-Marke erreicht.