Wie Ötzi seit 30 Jahren fasziniert
Vor 30 Jahren entdeckte ein Ehepaar die berühmteste Gletschermumie der Welt. Neben vielen Erkenntnissen hat Ötzi auch zu mancher Kuriosität beigetragen.
Sensationeller Fund
Am 19.09.1991 fanden die Eheleute Erika und Helmut Simon im Ötztal einen eingefrorenen Menschen. Nach Tagen stellte sich heraus, dass es sich um eine Sensation handelte, denn der Ötzi war kein verunglückter Wanderer, sondern ein Steinzeitmensch, der bereits seit 5300 Jahren tot war. Jürgen Vogel spielte ihn Jahre später im Film "Der Mann aus dem Eis" (Bild).
Finderlohn und Besucheransturm
175.000 Euro Finderlohn erhielt Erika Lemke nach jahrelangen Verhandlungen von der Provinz Südtirol. Ihr Mann lebte da schon nicht mehr, weil er bei einer Bergwanderung verunglückt war. Abergläubische sprachen sogleich von "Ötzis Fluch". Das Geld war indes gut angelegt, immerhin zählte das Archäologische Museum in Bozen vor Corona jährlich 300.000 Besucherinnen und Besucher, die für Ötzi kamen.
Aufwendiger Aufenthalt
Ob sich Ötzi das Nachleben so vorgestellt hat? Im Museum wird er in einer Kühlkammer aufbewahrt, die Luftfeuchtigkeit beträgt dort 99 Prozent, regelmäßig wird er mit sterilem Wasser besprüht. Eine Präzisionswaage meldet, falls es Veränderungen gibt. Für weitere Untersuchungen aufgetaut wird die Mumie nur selten und so kurz wie möglich. So wie hier abgebildet soll Ötzi übrigens ausgesehen haben.
Streit zwischen Italien und Österreich
Sobald feststand, um welch einen Fund es sich handelte, brach Streit zwischen Österreich und Italien aus - beide erhoben Anspruch auf die Mumie: Lag der Fundort auf österreichischem oder italienischem Boden? Die Entscheidung war knapp: Eine neue Vermessung ergab, dass Ötzi 92,56 Meter hinter der Grenze auf italienischem Boden entdeckt wurde.
Zufällig in der Gegend
Die Entscheidung pro Italien schrieb sich auch Bergsteiger Reinhold Messner auf die Fahne, der sich während des Ötzi-Fundes in der Gegend aufhielt und an der Vermessung mitwirkte. Messner ließ sich auch mit der Mumie fotografieren, als die noch halb im Eis feststeckte. Mit seiner fachkundigen Einschätzung, die Mumie sei mindestens 500 Jahre alt, lag er zwar richtig, aber gleichzeitig weit daneben.
Tätowiertes Mordopfer
Ötzi hatte 61 Tattoos - keine Bilder, wie wir sie heute kennen, sondern Kreuze und Striche. Der Steinzeittätowierer schnitt Ötzi in die Haut und füllte die Wunden später mit Steinkohle. Klingt schmerzhaft. Getötet wurde Ötzi allerdings durch einen Schuss in die Schulter. Ein Pfeil steckte noch in seinem Rücken.
Tätowierter Fan
Auch Oscar-Preisträger Brad Pitt ziert seinen Körper gerne mit Tattoos und lässt sich auf der Suche nach neuen Motiven offenbar überall inspirieren. Auf dem linken Unterarm trägt Pitt nämlich seit einigen Jahren die Silhouette von Ötzi. Ob er mit diesem Namen etwas anzufangen weiß, darf dagegen bezweifelt werden, in den USA ist die Feuchtmumie nämlich nur als "Frozen Fritz" bekannt.
Trittbrettfahrerinnen und Trittbrettfahrer
Manche Menschen kennen im Streben nach Aufmerksamkeit keine Grenzen. Eine Deutsche behauptete jahrelang, Ötzis Wiedergeburt zu sein. Selbst zu einem früheren offiziellen Fund-Jubiläum wurde ein angeblich genetisch mit Ötzi verwandter Schweizer vorgestellt. Auch der hier abgebildete Zeitgenosse profitierte von Ötzi, indem er sich für die eigene Bekanntheit den Namen des Steinzeitmenschen zulegte.
Detaillierte Forschung
Durch eine Untersuchung des Mageninhalts konnte man sogar herausfinden, was Ötzi kurz vor seinem Tot gegessen hatte. Seine letzte Mahlzeit war fettig und reichhaltig. Sie bestand unter anderem aus Einkorn, einem frühen Getreide, und aus Fleisch von einem Ziegenbock.
Moderne Krankheiten
Ötzi hatte viele gesundheitliche Probleme, die auch heute noch Patientinnen und Patienten quälen. Er hatte Karies, eine Zeckenborreliose und musste sich mit Flöhen herumschlagen. Er war laktoseintolerant und hatte eine Raucherlunge durch zu viel Zeit am Lagerfeuer. Ötzi litt zudem an einer Heliobacter Mageninfektion und an Herz-Kreislaufproblemen.
Ötzi mal zwei
Die Steinzeitmumie war ein einmaliger Fund. Aber damit noch mehr Menschen etwas vom Ötzi haben, wurde er im April 2016 kopiert. Mithilfe eines 3D-Druckers stellten Forschende in Bozen einen zweiten Ötzi aus Harz her, der dann vom US-Paläokünstler Gary Staab (im Bild) perfektioniert wurde. Die Kopie ging an das DNA Learning Center des Cold Spring Harbor Labors im US-Bundesstaat New York.