Fußball: Ist nur der Rasen grün?
Fußball zieht die Massen an, so auch wieder bei der Europameisterschaft in Frankreich. 2,5 Millionen Fans aus ganz Europa strömen in die Stadien. Bleibt da Platz für Nachhaltigkeit?
König Fußball
Kaum ein Sport hat eine so große Anziehungskraft wie der Fußball. So erwartet die UEFA zur Europameisterschaft 2,5 Millionen Zuschauer in den Stadien von Paris bis Marseille und 150 Millionen vor den TV-Geräten auf der ganzen Welt. Für die Ausrichter ein lukratives Geschäft: 2 Milliarden Euro Einnahmen winken der UEFA durch TV-Rechte, Werbung und Ticketverkäufe. Doch was bleibt für die Umwelt?
Niederlage für das Klima
Zur Weltmeisterschaft im Jahr 1930 reisten die Franzosen noch mit dem Schiff nach Uruguay - Dauer: 15 Tage. Heute vergeht die Anreise im Flug: Flugzeuge bringen die Spieler zu internationalen Turnieren. Island gegen Portugal im südfranzösischen Saint-Étienne? Das geht nur zu Lasten des Klimas: Ein Flug von Reykjavik nach Paris bläst so viel CO2 in die Luft wie ein halbes Jahr Autofahren.
Vorbild Augsburg
Stadien geben dem Fußball ein Gesicht - ob tragisch oder legendär. Doch ein umweltfreundliches Stadion? Der Bundesligist FC Augsburg macht es vor. Seine Arena gilt als CO2-neutral: Statt der Rasenheizung nutzt sie einfach die Wärme des Grundwassers. Gespart werden dadurch pro Spieltag 10.000 Liter Heizöl - so viel verbrauchen acht Einfamilienhäuser in einem Jahr.
Energiequelle Stadion
Konkurrenz macht der Augsburger Arena das Allianz-Riviera-Stadion in Nizza. Es produzierte im Mai 2013 erstmals mehr Energie, als es verbrauchte - dank Photovoltaikanlage auf dem Dach, einem Regenwasserauffangsystem und Lüftungssäulen. Außerdem setzten die Planer auf nachwachsende Rohstoffe: Für die Konstruktion verwendeten sie 4000 Kubikmeter Holz.
Von wegen Mülltrennung
Bis zu 80.000 Zuschauer werden am 10. Juli das Finale der Europameisterschaft im Stade de France verfolgen - mit Nervennahrung natürlich. Dabei fällt Müll an: Etwa ein Kilogramm Abfall produzierte jeder Fan im Schnitt bei einem Spiel der Europameisterschaft 2012. Nur 18 Prozent des Abfalls wurde nach einem "Bericht zur sozialen Verantwortung" der UEFA getrennt - erschreckend wenig.
Das Spiel mit dem Becher
Klar, zu einem guten Fußballspiel gehört ein kühles Bier. Jährlich werden in den beiden deutschen Profiligen rund zehn Millionen Einwegbecher verbraucht. Weniger als die Hälfte aller Bundesligisten griff in der Saison 2015/16 auf Mehrwegbecher zurück. Bei der EM in Frankreich plant die UEFA in acht von zehn Stadien, wiederverwendbare Becher einzusetzen, auch in Nizza.
Bälle en masse
Das wichtigste am Fußball ist das Spielgerät. Die handgenähten Bälle kommen aus Sialkot in Pakistan - 60 Millionen Stück werden dort in einem Europameisterschaftsjahr gefertigt. Der für die Blase verwendete Latex stammt von Kautschukplantagen in Südostasien, nur wenige davon sind nachhaltig bewirtschaftet. Bälle aus umweltbewusster Produktion sind im Weltfußball noch nicht angekommen.