Für das Land lernen
5. Dezember 2002Aishia und Mathilda zeigen mir stolz ihre Schule: die Freiluft-Bibliothek, den Französischraum und das Klassenzimmer. An der Tafel steht "der Weg zu Bildung ist dornig, aber die Früchte sind süß." Der Unterricht ist vorbei - jetzt müssen alle noch ein bisschen beim Fegen und Putzen helfen und dann haben sie einen Monat lang Schulferien. Die meisten Schülerinnen sitzen auf der Wiese vor dem Schulgebäude. Lauter kleine Gruppen in hellblau und weiß. Fast 1.400 Schüler besuchen die Zanaki Secondary School.
Die Mädchen-Schule ist staatlich – trotzdem kostet der Besuch der Schule Geld. Umgerechnet 40 Dollar im Jahr zahlen Eltern hier für ihre Kinder. Vorausgesetzt, die Eltern leben noch. "In einer meiner Klassen sind 10 von 40 Schülern Waisenkinder," erzählt Augusta Lupokela. AIDS ist die häufigste Ursache für den frühen Tod der Eltern. Die Französischlehrerin hat sich dafür eingesetzt, dass die Waisen an der Schule bleiben konnten. Private Hilfsorganisationen übernehmen das Schulgeld.
Die 18-jährige Aishia will nach der Schule internationale Beziehungen studieren. Ihr Berufswunsch: Delegierte für ihr Land. "Dann kann ich mich für meine Heimat einsetzen und vielleicht was verändern," erklärt sie. In der Oberschule können die Schüler schon einen Fächerschwerpunkt wählen. Die beiden Mädchen haben sich für Sprachen entschieden. Neben Kishuaeli, ihrer Muttersprache, haben sie Unterricht in Englisch und Französisch.
Aishia und Mathildagehören in Tansania zu einer kleinen Minderheit: nur ungefähr zehn Prozent besuchen nach der siebten Klasse noch eine weiterführende Schule. Gestern haben sie mit ihrer Klasse für die Delegierten der Bildungskonferenz gesungen: "He Ministers it’s our future."