Kampf der Cyberkriminalität
13. Mai 2017Das Thema Cyberkriminalität steht schon seit einiger Zeit auf der Agenda der G7-Gruppe, bisher vorrangig mit Blick auf die von Hackern ausgehenden Gefahren für das globale Banken-, Börsen- und Finanzsystem. "Wir haben uns auf viele Dinge geeinigt, darunter auf den Kampf gegen Cyberkriminalität, der bedauerlicherweise sehr aktuell ist", sagte der italienische Finanzminister Pier Carlo Padoan.
Konkret beauftragten die Ressortchefs der führenden Industriestaaten Experten damit, ihre Analysen der Bedrohungslage fortzusetzen. Der Fortschritt der Arbeit werde dann von den Staats- und Regierungschefs der G7 bei ihrem für Ende Juni geplanten Treffen auf Sizilien bewertet, sagte Padoan. Nach Angaben des italienischen Zentralbankchefs Ignazio Visco gab es bislang aber keine Erkenntnisse über Auswirkungen der aktuellen Attacke auf den Finanzsektor.
Weltweite Bedrohung
Tausende Behörden, Firmen und Einzelpersonen in mehr als 70 Ländern sind seit Freitag Opfer einer erpresserischen Schadsoftware geworden, die sich stündlich millionenfach verbreitete und Daten verschlüsselte. Die Urheber wollen so Geld erpressen. Betroffen waren untere anderem das britische Gesundheitssystem NHS, die Deutsche Bahn und der französische Autobauer Renault.
Unterdessen ist das britische Gesundheitssystem nach dem massiven Hackerangriff fast zum Normalbetrieb zurückgekehrt. Nahezu alle betroffenen Krankenhäuser hätten ihre Arbeit wieder aufnehmen können, sagte die britische Innenministerin Amber Rudd nach einem Krisentreffen. Die betroffenen Organisationen hätten sehr gut reagiert. Die Auswirkungen der Cyberattacke dürften in den nächsten Tagen gering bleiben. Das britische Gesundheitssystem wurde von der Attacke heftig erwischt. Dort mussten wegen der Störung der IT-Systeme Rettungswagen in andere Kliniken umgeleitet werden. Zahlreiche Patienten wurden abgewiesen und Routineeingriffe abgesagt.
Der Experte für Cybersicherheit Sandro Gaycken glaubt im Fall des aktuellen Hackerangriffes nicht, dass man die verlorenen Daten je wieder zurückbekommen könne - es sei denn, man bezahle Lösegeld. IT-Basisprodukte von "Microsoft, Oracle, SAP et cetera" seien alle "furchtbar verwundbar", sagte der NATO-Berater im Gespräch mit dem Deutschlandfunk.
Schlechte Basisprodukte
Die Behörden in Deutschland sind nach Ansicht des Experten nicht besonders gut auf solche Attacken vorbereitet. Man habe gigantische Probleme. Es gebe nicht genug Experten und die Sicherheitsprodukte seien alle viel zu schlecht.
Einer der Gründe für die schwache Software ist für den Computer-Fachmann der Einfluss von Lobbyisten aus den IT-Konzernen auf die Entscheider in der Politik. Es würden dadurch eher IT-Lösungen von den Konzernen bevorzugt. Die seien zwar billiger, aber eben nicht sicher, so Gaycken.
cgn/djo (afp, dpa, Deutschlandfunk)