Gabriel reist schon wieder nach Washington
29. August 2017Bei einem kurzfristig angesetzten USA-Besuch will Bundesaußenminister Sigmar Gabriel den Kontakt zu seinem US-Kollegen Rex Tillerson vertiefen. "Gerade weil uns momentan wichtige Themen trennen, müssen wir den Dialog mit denen suchen, die zur Kooperation bereit sind", sagte Gabriel kurz vor dem Abflug. Mit Blick auf die deutsch-amerikanischen Beziehungen räumte er ein, dass "wir in letzter Zeit nicht immer auf einer Wellenlänge liegen".
Tillerson habe kurzfristig angeboten, den SPD-Politiker zu einem "Informations- und Meinungsaustausch" zu empfangen, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin. Als Themen seines Gesprächs mit Tillerson nannte Gabriel das Atomprogramm Nordkoreas, die Lage in Afghanistan, die Krise in Katar, den Erhalt des Nuklearabkommens mit dem Iran und die US-Sanktionen gegen Russland. "All das sind nur einige Schlaglichter auf ein sehr beunruhigendes Bild der Probleme und Krisen, die uns derzeit unter den Nägeln brennen", so der SPD-Politiker. "Jetzt muss die Stunde der Diplomatie sein. Dafür brauchen wir einen engen Draht nach Washington."
Auch Klima ist Thema
Der Ressortchef führe in der US-Hauptstadt zudem Gespräche zu den Themen Energie und Klima, kündigte der Sprecher des Auswärtigen Amtes weiter an. Für Gabriel ist es der dritte USA-Besuch seit seinem Amtsantritt als Außenminister vor sieben Monaten.
Das Treffen mit Tillerson wurde erst vor wenigen Tagen in einem Telefonat vereinbart. Normalerweise werden solche Reisen mehrere Wochen im Voraus geplant. Ein Sprecher des Auswärtigen Amts betonte aber, dass es in dem Gespräch nicht "um konkrete Entscheidungen in einem Einzelfall" gehe. Stattdessen sei ein "Informations- und Meinungsaustausch in einer möglichst offenen Gesprächsatmosphäre" vorgesehen.
Begegnung mit Kissinger
Gabriel wird diesmal auch den früheren Außenminister Henry Kissinger zu einem Gespräch über Abrüstung treffen. Der 94-Jährige Kissinger war von 1969 bis 1977 Chefdiplomat der USA und gilt als Wegbereiter der Entspannungs- und Abrüstungspolitik gegenüber der Sowjetunion im Kalten Krieg.
Der deutsche Außenminister hatte zuletzt mehrfach Kritik an der Politik von US-Präsident Donald Trump geübt. Wegen der Kriegsrhetorik des Präsidenten im Konflikt um das nordkoreanische Atom- und Raketenprogramm warf er Trump "Verantwortungslosigkeit" vor. Auch die Ausweitung der US-Strafmaßnahmen gegen Russland kritisierte Gabriel. Er warnte davor, die Sanktionen auch gegen Unternehmen im übrigen Europa zu richten. In Berlin herrscht die Sorge, die Maßnahmen könnten auch deutsche Firmen schädigen, die mit Russland im Energiesektor kooperieren.
kle/jj (afp, dpa, rtr, AA)