Einseitige Israel-Kritik der UNESCO
Wem gehört Jerusalems heiliger Berg, der Tempelberg? Die UNESCO hat diese Frage gerade ziemlich kläglich beantwortet. Zwar erkennt ihre Resolution die "Wichtigkeit Jerusalems für die drei monotheistischen Religionen" an. Aber dann verwendet sie ausschließlich die arabische Bezeichnung "Haram al Scharif" für den Tempelberg. Und spricht von Israel nur als "Besatzungsmacht", der sie "Aggressionen" gegen muslimische Heiligtümer vorwirft.
Allein durch die Wortwahl ergreift das UN-Gremium, das Neutralität zum Grundsatz haben sollte, Partei - in einem Konflikt, in dem Sprache ein Kampfmittel ist. Doch für die Bedeutung der Sprache zeigt sich ausgerechnet die Organisation unsensibel, die sich der Bildung, Wissenschaft und Kultur verschrieben hat. So negiert sie die Bedeutung des Tempelbergs für Juden und Christen, und verschweigt, dass die Klagemauer die wichtigste Stätte der Juden ist. Denn dort stand bis zur Zerstörung durch die Römer der jüdische Tempel. Später errichteten die muslimischen Eroberer auf den Ruinen die Al-Aqsa-Moschee, und auch für die Christen ist der Berg von großer symbolischer Bedeutung. Die Aggressionen, von denen die UNESCO spricht, gibt es freilich - allerdings von Extremisten beider Seiten, die immer wieder die Spannungen um den Berg eskalieren lassen.
Verlust der Vermittler-Rolle
Sich ausgerechnet dort, wo der Nahostkonflikt am grundsätzlichsten und explosivsten ist, so einseitig einzumischen, ist gefährlich. Natürlich kann die UNESCO daran erinnern, dass die israelische Besetzung Ostjerusalems nach internationalem Recht illegitim ist. Doch für einen ausschließlich muslimischen Anspruch auf den Tempelberg einzutreten, wäre eine absurde Umkehrung der Missstände im Land. Die gibt es ja und sie bieten genug Gründe für Kritik an Israel: Die offensive Siedlungspolitik, die alltägliche Schikanierung von Palästinensern an Checkpoints oder die Unterversorgung arabischer Häuser mit Wasser und Internet. Mit ihrer Resolution setzt die UNESCO aber an der völlig falschen Stelle an. Sie könnte die Palästinenser ermutigen, sich im Dialog mit der internationalen Gemeinschaft um eine friedliche Veränderung des Status Quo zu bemühen, statt Steine zu werfen. Doch sie appelliert nicht an die Versöhnlichkeit der Muslime, sondern stärkt die Extremisten, indem sie mit ihnen im Chor die jüdische Bindung zum Tempelberg leugnet. So werden die Weltkulturhüter keine Vermittler mehr.
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