Gedenken an den 20. Juli
20. Juli 2013Im Beisein von Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) und Generalinspekteur Volker Wieker legten rund 500 Soldatinnen und Soldaten aus allen Teilstreitkräften ihren Eid ab. Bei strahlendem Sommerwetter und vor der Kulisse des Reichstags gelobten sie, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen. Bundespräsident Joachim Gauck, der mit bewegter Stimme sprach, würdigte das Engagement der jungen Frauen und Männer, die freiwillig Wehrdienst leisten. Sie hätten sich zu einem besonderen Dienst verpflichtet, der viel von ihnen abverlange und der in letzter Konsequenz bedeuten könne, dass sie das eigene Leben einsetzen müssten. Er nenne sie daher "Mutbürger in Uniform".
Soldaten in Auslandseinsätzen
"Deutsche Soldaten haben in zwei Weltkriegen unendlich viel Leid verursacht", erinnerte der Bundespräsident. Dies präge Deutschland bis heute und führe dazu, dass sich die deutsche Demokratie schwer tue, Soldatinnen und Soldaten in bewaffnete Einsätze zu schicken. Gerade die Geschichte aber verpflichte die Bundesrepublik zu besonderer Verantwortung. Deutschland wolle dem Frieden dienen, dazu könne als letztes Mittel auch die Anwendung von Gewalt gehören, um Unterdrückern oder Aggressoren nicht das Feld zu überlassen.
"Deutsche Soldatinnen und Soldaten werden heute mit internationalem Mandat und aus Solidarität eingesetzt - und nicht mehr aus dem Wahn der Überlegenheit und in feindlicher Absicht gegenüber anderen Völkern", sagte Gauck zu den Rekruten und fügte hinzu: "Nicht aus Verantwortungslosigkeit, sondern im Gegenteil, aus Verantwortungsbereitschaft, schicken wir Sie in Einsätze."
Widerstand als Verpflichtung
Der 20. Juli erinnere daran, dass man in Deutschland nicht immer so gedacht habe. Damals hätten Millionen von Deutschen in einem verbrecherischen Krieg gekämpft. Nur wenige seien so mutig gewesen, sich den menschenverachtenden Zielen dieses Krieges zu verweigern. Aus ihrer Haltung habe die Bundeswehr eine klare Richtschnur für die Nachfolgenden entwickelt. "Sie lautet: Auch Soldaten haben die Pflicht zum Widerstand, wenn die freiheitlich demokratische Grundordnung gefährdet ist. Befehl und Gehorsam haben da ihre Grenzen, wo gegen Recht und Menschenwürde verstoßen wird."
Auch Verteidigungsminister de Maizière unterstrich in seiner Ansprache an die Soldaten, der 20. Juli wirke bis heute fort. Der mutige Widerstand gegen Diktaturen gehöre zum Erbe der Bundeswehr. Die Soldatinnen und Soldaten seien Staatsbürger in Uniform, die notfalls unter Einsatz ihres Lebens die Demokratie verteidigten. "Die Bundeswehr ist die Armee der deutschen Demokratie", so der Verteidigungsminister.
Das gescheiterte Attentat
Am 20. Juli 1944 hatte eine Gruppe von Offizieren und Zivilisten um Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg versucht, Hitler in seinem Hauptquartier "Wolfsschanze" im heutigen Polen mit einer Bombe zu töten. Das Attentat misslang, Hitler überlebte leicht verletzt. Stauffenberg und vier Mitverschwörer wurden noch in der Nacht zum 21. Juli im Hof des Bendlerblocks in Berlin erschossen. 140 weitere Widerstandskämpfer wurden in den darauf folgenden Wochen und Monaten in der Haftanstalt Plötzensee bei Berlin hingerichtet, unter ihnen auch der Jurist Helmuth James Graf von Moltke, der um sich herum die Widerstandsgruppe Kreisauer Kreis geschart hatte.
Vertreter der Bundesregierung, der Länder und der Kirchen gedachten im Verlauf des Tages der Attentäter vom 20. Juli mit Feierstunden und Gebeten. Auch Alt-Bundespräsident Richard von Weizsäcker nahm an Gedenkveranstaltungen teil. Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) legte im Bendlerblock einen Kranz nieder. Der regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit (SPD) sagte bei der Gedenkfeier in Plötzensee, "das Attentat auf Hitler war eine Tat von beispiellosem Mut". Die Kirchen hielten in der ehemaligen Hinrichtungsstätte, in der insgesamt fast 3000 Widerständler gegen Hitler getötet wurden, eine ökumenische Andacht ab.