Gedenken an die Kinder im KZ Bergen-Belsen
Am 15. April 1945 befreiten britische Truppen das Konzentrationslager Bergen-Belsen. Am 73. Jahrestag dieser Befreiung wird in diesem Jahr der mehr als 3500 Kinder auf besondere Weise gedacht, die dort gefangen waren.
Das Leben nicht dem Vergessen preisgeben
In dem Lager der Nationalsozialisten in der Lüneburger Heide waren von 1943 bis 1945 außergewöhnlich viele Kinder inhaftiert. Ihre traumatischen Erlebnisse beschreibt die neue Ausstellung "Kinder im KZ Bergen-Belsen". Manche der Kinder von einst haben nie über das erlittene Grauen sprechen können. Andere schrieben ihre Erlebnisse und Erfahrungen auf, damit sie der Nachwelt erhalten bleiben.
Von Angesicht zu Angesicht
Was mögen Besucher beim Anblick des Porträts dieser Überlebenden denken? Ob auch sie das Rechnen am Abzählen von Leichen lernte? Ob auch sie mitmachte beim Ratespiel, wer in der Baracke als nächstes stirbt? Was zunächst makaber klingt, spiegelt die grausame Realität wieder, aus der die Kinder sich bedienen mussten.
Opfer und "Begleiterin"
Lous Steenhuis war drei Jahre alt, als sie vom niederländischen Lager Westenbork ins KZ Bergen-Belsen kam – gemeinsam mit ihrer Puppe "Mies". Jemand hatte ihr Versteck bei Pflegeeltern verraten. Das kleine jüdische Mädchen aus Bussum (Niederlande) war völlig allein im Lager, ohne Eltern, Familie oder Verwandte.
Zwei Überlebende
Eigentlich findet die heute 76 Jahre alte Lous Steenhuis-Hoepelman ihre "Mies" hässlich, doch die sei das Einzige gewesen, was sie hatte. Seit 73 Jahren gehen beide nun gemeinsam durchs Leben – eine alte Dame, die schon als Kind Fürchterliches erdulden musste, und eine mit Lumpen ausgestopfte Strickpuppe, die ihr immer wieder einen gewissen Halt gab.
Das bekannteste Opfer
Die 15-jährige Anne Frank, die mit ihren Tagebüchern posthum weltbekannt wurde, starb im Februar 1945 im Bergen-Belsen. Das deutsche Mädchen war schon 1934 mit seinen jüdischen Eltern wegen der Nazis in die Niederlande ausgewandert. Als die das Land besetzten, musste Anne in einem Versteck leben. Doch auch sie wurde verraten. Ihre Aufzeichnungen sind ein wichtiges historisches Dokument jener Zeit.
Stumme Zeugen
Die Gesamtzahl aller Häftlinge, die je im KZ Bergen-Belsen waren, wird auf bis zu 120.000 geschätzt. Britischen Truppen fanden bei der Befreiung rund 60.000 Häftlinge vor. Fast ein Viertel von ihnen starb noch nach der Befreiung. Rund 50.000 Gefangene kamen dort insgesamt zu Tode – darunter etwa 600 Kinder. Massengräber sind stumme Zeugen der Menschen verachtenden Nazi-Herrschaft und mahnen.
Gute Betreuung junger Besucher wichtig
Dass 20 Überlebende aus aller Welt zur Ausstellung "Kinder im KZ Bergen-Belsen" kommen werden, freut die Mitarbeiter der Gedenkstätte ungemein. Fürchterliche Leichenbilder werden nicht gezeigt. Allerdings, so die Veranstalter, "ist das schon starker Tobak". Für Kinder und Jugendliche (ab etwa 13 Jahren), die die Schau sehen wollen, sollte der Besuch gut vor- und nachbereitet werden.