Gedopte Skilangläufer suspendiert
1. März 2019Die fünf Skilangläufer, die am Mittwoch bei einer Dopingrazzia während der Nordischen Ski-WM in Seefeld in Österreich festgenommen worden waren, sind vorläufig gesperrt worden. Der Ski-Weltverband FIS bestätigte erstmals offiziell die Namen der betroffenen Sportler. Es handelte sich um die Österreicher Dominik Baldauf und Max Hauke, die Esten Andreas Verpaalu und Karel Tammjärv sowie den Kasachen Alexei Poltoranin. Die FIS habe die beiden Esten und den Kasachen suspendiert, teilte der Weltverband mit. Gleiches habe die Nationale Anti-Doping-Agentur mit den beiden Österreichern gemacht.
FIS bricht Schweigen
"Die FIS wird Doping in keiner Form tolerieren. Sämtliche Sportler und andere Personen, welche die Vorschriften und Regeln missachten, die saubere Athleten und die Integrität unseres Sports verletzen, werden bestraft", sagte FIS-Präsident Gian Franco Kasper: "Ich hoffe, dies sendet eine klare Botschaft an andere Athleten, dass es ernste persönliche, juristische und sportliche Folgen für Dopingtäter gibt." Die FIS hatte zwei Tage lang zu den Dopingrazzien in Deutschland und Österreich öffentlich geschwiegen.
Polizeivideo sorgt für Empörung
Die Skilangläufer sind inzwischen wieder auf freiem Fuß, nachdem sie Eigenblutdoping eingeräumt hatten. Der Österreicher Hauke war im Teamhotel in Seefeld auf frischer Tat ertappt worden, mit einer Bluttransfusion im Arm. Für Empörung sorgte ein Polizeivideo davon, das an die Öffentlichkeit gelangte. Der Verantwortliche, der das Video in einen Messaging-Dienst eingespielt hat, wurde mit sofortiger Wirkung vom Einsatz abgezogen. Ihn erwarten ein strafrechtliches und ein Disziplinarverfahren.
Sind auch deutsche Sportler betroffen?
Bei der Razzia wurden angeblich 40 Blutbeutel sichergestellt. Mit Spannung wird erwartet, welchen anderen als den fünf in Seefeld festgenommenen Sportlern die Beutel zugeordnet werden. Präsident Peter Schröcksnadel vom österreichischen Ski-Verband (ÖSV) erneuerte seinen Vorwurf. "Ich habe Informationen, dass auch deutsche Athleten betroffen sind", sagte Schröcksnadel. Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) hatte in den vergangenen Tagen fast gebetsmühlenartig wiederholt, dass keine deutschen Sportler in den Skandal verwickelt seien.
"Deutscher Fuentes"
Hauptdrahtzieher eines internationalen Drogennetzwerkes soll Mark S. sein, ein Sportarzt aus Erfurt. Er war im Zuge der Polizeiaktion "Operation Aderlass" ebenfalls festgenommen worden, außerdem drei weitere mutmaßliche Komplizen. Ihnen drohen mehrjährige Haftstrafen. Mark S. war vor einigen Jahren auch im Zusammenhang mit Dopingfällen im früheren Radteam Gerolsteiner unter Verdacht geraten, für das er als Mannschaftsarzt gearbeitet hatte. Die Vorwürfe gegen den Arzt konnten damals nicht belegt werden. Anti-Doping-Experte Werner Franke bezeichnete Mark S. in einem Interview als "deutschen Fuentes". Der spanische Arzt Eufemiano Fuentes stand 2006 im Mittelpunkt des Skandals um Eigenblutdoping im Radsport.
sn/ck (sid, dpa)