Gefährlicher Staub aus der Sahara
Immer wieder gelangt Wüstenstaub nach Europa: In der Sahara aufgewirbelt, kann der Sand mehrere tausend Kilometer zurücklegen. Einer neuen Studie nach hat er gefährliche Mikroben im Gepäck.
Die Ruhe vor dem Sturm
Zunächst wird der feine Sand der Sahara dicht am Boden aufgewirbelt. Hohe Windgeschwindigkeiten pusten den Staub schnell in große Höhen und oft bis nach Europa. Der Sand an sich ist nicht unbedingt eine Gefahr für die Gesundheit, dafür sind die Partikel zu groß. Gefährlich sind eher die blinden Passagiere, die den Staub als Mitfahrgelegenheit nutzen.
Illegale Einwanderer
Laut Deutschem Wetterdienst blasen starke Winde pro Jahr 1,8 Milliarden Tonnen Mineralstaub allein in die nördliche Hemisphäre. 2014 erreichte eine riesige Menge Sand die Alpen und färbte sogar den Schnee. Ein Forscherteam der Edmund-Mach-Stiftung in Italien und der Uni im österreichischen Innsbruck hat den Staub unter die Lupe genommen und viele fremde Bakterien und Pilze gefunden.
Mikrobenschwemme
Die Mikroben aus der Wüste sind "extrem stressresistent und haben dicke Zellwände", sagt Tobias Weil von der Edmund-Mach-Stiftung, einer der Studieleiter. Die Organismen sind hart im Nehmen: Auch in völlig fremden Lebensräumen fühlen sie sich wohl. Im Winter akkumulieren die Mikroben in Eis und Schnee. Schmelzen die Gletscher, kommt es zu einer wahren Mikrobenschwemme. Mit unklaren Folgen.
Asthma, Bronchitis, Allergie
Staub in der Luft hat im vergangenen Jahrhundert um 25 bis 50 Prozent zugenommen, warnen die Vereinten Nationen. Durch intensiven Ackerbau und Brandrodung vergrößern sich die wüstenartigen Gebiete. Der Wind hat leichtes Spiel und trägt massenhaft Staub mit sich fort. Wo der niedergeht, häufen sich Asthma und Bronchitis. Zudem machen Allergene, Bakterien und Pilze im Sand Allergikern Probleme.
Bedenklich oder nicht?
Pilze wie dieser wurden 2014 mit dem Saharasand über die Alpen gepustet und landete im Schnee. Forscher des ökologischen Instituts der Uni Innsbruck sammelten Proben des gelb gefärbten Schnees und legten sie auf Nährbodenplatten. Das Ergebnis: Mit dem Sand wird auch das gesamte Mikrobenspektrum der Sahara nach Europa geweht.
Ein Stück Wüste in Bayern
Der Himmel über Deutschland, von Saharastaub getrübt? "Das ist etwas Natürliches, das immer schon passiert ist", sagt der Meteorologe Werner Thomas vom Deutschen Wetterdienst. Bis zu 25 mal pro Jahr erreicht Sand süddeutschen Boden, erklärt der Wissenschaftler. Meistens erreicht der Staub im Frühjahr und Sommer die Alpen, zuletzt in großer Menge 2014.
Seltener auch in Hamburg
Manchmal macht der Saharasand einen Umweg und erreicht Europa zuerst im Norden. Der Staub hat dann 6000 bis 7000 Kilometer zurückgelegt. Doch auch das halten die mitgereisten Mikroben aus. Die Forscher aus Österreich und Italien fürchten, die robusten Eindringlinge könnten eine Gefahr für Menschen, Tiere und Pflanzen sein.