Geiselnahme in Kabul endet im Blutbad
24. Dezember 2018Vor dem Ministerium für öffentliches Bauwesen war zunächst eine Autobombe detoniert. Danach stürmten nach Angaben des Innenministeriums mehrere Angreifer ein nahe gelegenes Gebäude des Sozialministeriums. Von hier aus feuerten die Angreifer auf weitere Regierungsgebäude in der Umgebung. Mittlerweile seien zwei der drei angegriffenen Gebäude gesichert, sagte Rahimi. Man wisse nicht, ob sich noch Geiseln in dem dritten Gebäude befänden.
Intensive Feuergefechte
Rund 260 Regierungsmitarbeiter haben die Sicherheitskräfte in Sicherheit bringen können. Das Gebiet im Osten Kabuls ist weitläufig abgesperrt. Ob und wie viele Angreifer noch am Leben sind, ist nicht bekannt.
Ein Regierungsbeamter, der in der Nähe des betroffenen Ministeriums arbeitet, berichtete von zwei Explosionen, die relativ kurz hintereinander zu hören gewesen seien und einer weiteren mehrere Minuten später. Er habe intensive Feuergefechte gehört.
In der Nähe des Anschlagsortes befindet sich auch ein Büro der Vereinten Nationen. Menschen, die offensichtlich in den Regierungsgebäuden festsaßen, riefen über Facebook um Hilfe: "Sie töten alle. Ich weiß nicht, was ich tun soll! Es gibt kein sicheres Versteck".
Bisher bekannte sich niemand zu dem Angriff. Es ist der 22. große Anschlag in der afghanischen Hauptstadt allein in diesem Jahr. Insgesamt starben mehr als 500 Menschen. Den Großteil der Anschläge reklamierte die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) für sich.
Erst am Sonntag waren in Afghanistan der Verteidigungs- und der Innenminister ausgetauscht worden. Die Sicherheitslage hatte sich in den vergangenen Monaten weiter verschlechtert. Die afghanische Regierung kontrolliert nur noch wenig mehr als die Hälfte der Bezirke des Landes. Weitere 30 Prozent sind umkämpft.
Täglich 35 Tote
Asadullah Chalid und Amrullah Saleh, die das Verteidigungs- und Innenressort bis zu ihrer Bestätigung im Parlament geschäftsführend übernehmen, gelten als Anti-Taliban-Hardliner. Beide haben in der Vergangenheit bereits den Geheimdienst NDS geleitet. Sie kritisierten in den vergangenen Monaten aber auch die Kriegsführung unter Präsident Aschraf Ghani.
Die radikalislamischen Taliban setzen den Sicherheitskräften der Regierung stark zu, Militärkreisen zufolge fallen täglich 35 Soldaten und Polizisten in Gefechten und Anschlägen.
Berichten zufolge will die US-Regierung die Hälfte ihrer 14.000 Soldaten aus Afghanistan abziehen. Die bisher unbestätigten Informationen hatten für Unruhe bei der afghanischen Regierung, der Bevölkerung und bei den NATO-Bündnispartnern gesorgt.
Gleichzeitig laufen Bemühungen, den Krieg politisch zu beenden. Dazu gab es jüngst mehrere Gespräche zwischen den USA und Vertretern der Taliban.
ni/rb (afp, dpa, rtr)