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Dieser Mathematiker schenkte uns das Internet

Zulfikar Abbany /bo2. November 2015

Vor 200 Jahren kam der Mathematiker George Boole zur Welt. Ein Mann, der unsere Welt verändern sollte. Mit Nullen und Einsen.

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George Boole Photo: Keystone/Hulton Archive/Getty Images
Bild: Getty Images/Hulton Archive/Keystone

Auch wer die Schule abbricht, kann Großes erreichen: Der britische Mathematiker George Boole ist der beste Beweis dafür. Er wurde am 2. November 1815 geboren, verließ die Schule vorzeitig, um Geld für den Lebensunterhalt seiner Familie zu gewinnen, und veränderte später die Welt - diese Veränderung trat allerdings erst 70 Jahre nach seinem Tod ein.

George Boole wird auch als "Vater des digitalen Zeitalters" bezeichnet - mit gutem Grund. Er wurde der erste Professor für Mathematik an der Universität von Cork in Irland, wo er im Jahr 1854 seine bahnbrechende Arbeit über das Booles Logikkalkül veröffentlichte. Darin geht es im Grunde genommen um die Nullen und Einsen, von denen Computerleute immer sprechen.

Diese Nullen und Einsen haben vieles, das in unserem heutigen Leben wichtig ist, erst möglich gemacht: Internetsuchmaschinen und Datenbanken, auf denen Webseiten aufbauen, basieren auf boolescher Algebra. Selbst die Software, die den Computer steuert, mit dem wir auf das Internet zugreifen, funktioniert so.

Einser und Nullen

Boolesche Algebra reduziert mathematische Variablen auf ja oder nein, wahr oder falsch, an oder aus, 0 oder 1.

Das ist ein wesentliches Datentyp in Programmiersprachen, etwa in Pascal, Objective-C und Java, und auch Teil von Javascript, mit dem Webseiten erst richtig laufen. Auch SQL, eine Sprache, um auf Datenbanken zuzugreifen, basiert darauf.

Also egal, ob wir online einkaufen, in den sozialen Medien unterwegs sind oder eine Software auf dem Handy nutzen - überall begegnen wir dem Booles Logikkalkül.

Mark I Computer Photo: Daderot at en.wikipedia
Mark I, entwickelt von Howard AikenBild: Wikipedia/Daderot - sa

Vater des digitalen Zeitalters

Boole hat Mathematik und Logik in eine Richtung gestoßen, die er selbst vielleicht schon vorhergesehen hat. Bei der Weltausstellung in London im Jahr 1862 traf er Charles Babbage. Der hatte zuvor die mechanische Rechenmaschine Analytical Engine erdacht, die über Lochkarten gesteuert und von einer Dampfmaschine betrieben wurde.

Die beiden Mathematiker sollen diesen "denkenden Motor" diskutiert haben, den Babbage niemals vollendet hat. Aber er wurde später eine Basiskomponente für die moderne Informatik.

Erst im Jahr 1937 wurde der Analytical Engine von Howard Aiken wiederbelebt. Der Physiker an der Harvard Universität entwickelte im Auftrag von IBM einen elektromechanischen Computer namens Automatic Sequence Controlled Calculator (ASCC). Später wurde die Maschine zu Mark I umbenannt.

Im Jahr darauf veröffentlichte Claude Shannon vom Massachusetts Institute of Technology seine Masterarbeit zu "A Symbolic Analysis of Relay and Switching Circuits" (eine symbolische Analyse von Relais und Schaltkreisen). Inspiriert war sie von Booles Arbeiten zur Logik. Sie führte zur Vereinfachung der Telekommunikation und zur Konstruktion von digitalen Schaltkreisen.

George Boole allerdings lebte nicht lange genug, um die Ergebnisse seiner Arbeit mitzuerleben. Er zog sich während eines Unwetters eine Lungenentzündung zu, als er drei Kilometer von seinem Zuhause zur Universität lief. Er starb mit 49 Jahren, am 8. Dezember 1864.