Gericht zwingt Shell zu schärferen Klimazielen
26. Mai 2021Laut dem Urteil muss Shell den Ausstoß von CO2 bis zum Jahr 2030 um netto 45 Prozent im Vergleich zu 2019 senken. Wie das Gericht in Den Haag erklärte, ist der britisch-niederländische Konzern zum Klimaschutz verpflichtet. Das gelte für die eigenen Unternehmen ebenso wie für Zulieferer und Endabnehmer.
Geklagt hatten mehrere Umweltorganisationen und über 17.000 Bürger, die von Shell einen stärkeren Einsatz gegen den Klimawandel fordern. Der Konzern hatte die Forderungen zurückgewiesen und angeführt, dass er sich bereits zum Klimaschutz verpflichtet habe. Doch das Gericht erklärte, dass die beschlossenen Maßnahmen des Unternehmens "wenig konkret und voller Vorbehalte" seien.
Das Unternehmen hatte als Argument angeführt, dass es bei einer Verurteilung den Verkauf fossiler Brennstoffe rasch verringern müsse. Dann aber würden andere Anbieter dies übernehmen. Dieses Argument ließ das Gericht nicht gelten. Auch andere Unternehmen hätten dieselbe Verpflichtung.
Die Kläger hatten angeführt, Shell verstoße gegen die globalen Klimaziele und investiere weiter umfangreich in die Förderung von Öl und Erdgas. Laut Schätzungen der Organisation "Friends of the Earth", die den Prozess initiierte, verursacht der Konzern mit Hauptsitz in Den Haag rund neun Mal mehr CO2 als die Niederlande.
Niederlage auch in Nigeria
Der Prozess begann im Dezember 2020. Den Klägern zufolge handelt es sich um das erste Verfahren, bei dem ein internationaler Konzern von einem Gericht zu einer Änderung seiner Klimapolitik aufgerufen wurde.
"Friends of the Earth" hatte bereits im Februar gemeinsam mit mehreren Bauern aus Nigeria einen Sieg gegen Shell errungen, als ein niederländisches Gericht den Konzern zur Zahlung von Schadenersatz wegen Ölverschmutzung im Nigerdelta verurteilte. Beide Verfahren gelten als wegweisend für die Haftung und Verantwortlichkeit großer Konzerne.
uh/kle (dpa, afp, epd)