Spahn hält Corona-Ausbruch für beherrschbar
17. April 2020"Der Ausbruch ist - Stand heute - wieder beherrschbar und beherrschbarer geworden", sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn vor Journalisten in Berlin. Nach den gesellschaftlichen Einschränkungen, die seit Mitte März gelten, seien die Infektionszahlen deutlich gesunken. Ermutigend sei auch, dass seit dem 12. April täglich mehr Menschen genesen, als es neue Infizierte gebe, so Spahn.
Der Präsident des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, der zusammen mit dem Minister vor die Presse getreten war, sprach von einem "wirklich guten Zwischenergebnis". Momentan liege die so genannte Reproduktionszahl bei 0,7. Das bedeutet, dass ein Infizierter während der Zeit seiner Erkrankung nach den aktuellen Daten statistisch weniger als einen weiteren Menschen ansteckt. Diese Rate müsse aber dauerhaft unter eins bleiben, forderte RKI-Chef Wieler. Die Zahl der gemeldeten Corona-Fälle in Deutschland lag zuletzt bei 134.000.
Zugleich warnte Wieler vor übertriebenem Optimismus. Es handle sich um eine Momentaufnahme. "Wir stehen immer noch am Anfang der Pandemie", betonte der RKI-Präsident. Deutschland habe eine "erste Welle ganz gut überstanden". Das Coronavirus aber sei nicht verschwunden und werde weiterhin zu Infektionen führen, prognostizierte er.
Da die befürchtete Welle schwer Kranker ausgeblieben ist, können verschobenen Operationen ab Mai in den Krankenhäusern nachgeholt werden. Der Minister zeigte sich zudem offen für die Aufnahme weiterer Covid-19-Patienten aus dem Ausland. Wegen der Pandemie waren die Krankenhäuser aufgefordert worden, aufschiebbare Operationen vorerst nicht vorzunehmen.
Bund und Länder hatten angesichts zurückgehender Infektionszahlen am Mittwoch beschlossen, die Einschränkungen für die Bürger lediglich schrittweise zu lockern, um ein Wiederaufflammen der Epidemie zu verhindern. Ab Montag können kleinere Geschäfte wieder öffnen und später auch ältere Kinder in die Schule gehen.
Die einzelnen Bundesländer gehen bei den Lockerungen aber unterschiedlich vor. Bayern ist eher zurückhaltender, Nordrhein-Westfalen geht eher weiter. Den Vertretern der Wirtschaft gehen die Lockerungen ohnehin nicht weit genug. Der Industrieverband BDI forderte zudem weitere Planungssicherheit von der Politik: "Sie muss sich jetzt darauf vorbereiten, was sie beim nächsten Checkpoint entscheidet", sagt BDI-Präsident Dieter Kempf mit Blick auf das nächste Bund-Länder-Gespräch Ende April.
Bundeskanzlerin Angela Merkel will am kommenden Donnerstag eine Regierungserklärung zum Stand des Kampfes gegen die Corona-Pandemie abgeben.
Corona-App lässt auf sich warten
Die Entwicklung einer App zur Nachverfolgung von Ansteckungsketten wird nach Angaben des Ministers noch etwa drei bis vier Wochen dauern. Beim Datenschutz und der Datensicherheit müsse die Anwendung so perfekt wie möglich sein, erklärte Spahn. Ziel ist es, Menschen schnell zu informieren, wenn sie Kontakt zu jemandem hatten, der später positiv getestet wurde. Die App könne wesentlich dazu beitragen, Infektionswege zu verfolgen, so Spahn.
Derzeit gibt es gegen die Krankheit Covid-19 weder ein wirksames Medikament noch eine Impfung, die die Pandemie besiegen könnte. Der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts, Klaus Cichutek, kündigte allerdings an, dass demnächst auch in Deutschland die klinische Prüfung eines Impfstoffes anlaufe. Weltweit seien derzeit vier solcher Tests gestartet worden.
uh/kle (rtr,dpa, afp)