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Gewalt im Gaza-Streifen

Bettina Marx, Tel Aviv28. Januar 2007

Die Gewalt im Gazastreifen nimmt zu. Anhänger von Fatah und Hamas liefern sich blutige Kämpfe. Es sind die schlimmsten innerpalästinensischen Kämpfe seit dem Wahlsieg der radikal-islamischen Hamas vor einem Jahr.

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Kampfbereite Fatah-Anhänger in Nablus
Kampfbereite Fatah-Anhänger in NablusBild: AP

Zwischen Donnerstag und Samstag (28.01.2007) sind 24 Menschen getötet worden, darunter auch Zivilisten, die zwischen die Fronten geraten waren. In Khan Yunis im südlichen Gazastreifen wurde am Freitag bei eskalierenden Schusswechseln ein zweijähriges Kind getötet, am Tag darauf ein sechsjähriger Junge. In Gazastadt starben zwei Passanten bei heftigen Schießereien rund um die Islamische Universität. Dutzende Menschen wurden verletzt.

Die Zivilbevölkerung reagiert mit Entsetzen auf die Gewalt. "Ich war im Haus und hörte Schüsse", sagt eine Frau voller Empörung. "Es gab Explosionen und Raketen. Was ist das? Sind wir denn nicht Muslime? Das sind doch Taten von Juden."

Unnachsichtige Kämpfer

Fatah-Anhänger kidnappen in Nablus das Hamas-Mitglied Fayyad al Arba
Fatah-Anhänger kidnappen in Nablus das Hamas-Mitglied Fayyad al ArbaBild: AP

Doch die bewaffneten Anhänger der beiden verfeindeten Gruppen lassen sich weder von dem Flehen der Zivilisten noch von den Aufrufen der Politiker zur Ruhe bringen. Sie setzen ihren erbitterten Machtkampf mit aller Härte fort, trotz der Bemühungen um eine Waffenruhe. Sogar Mörsergranaten und Panzerabwehrraketen kamen zum Einsatz. Das Haus und das Büro von Außenminister Mahmoiud Az-Zahar wurden mehrfach beschossen. Der Politiker selbst kam dabei nicht zu Schaden. Auf beiden Seiten wurden etwa 50 Geiseln genommen. Mit der Drohung, sie hinzurichten, versucht man die jeweils andere Seite zum Einlenken zu bewegen.

Die Bemühungen, den politischen Stillstand durch eine Regierung der nationalen Einheit zu überwinden, sind unter dem Eindruck der eskalierenden Gewalt inzwischen wieder ins Stocken geraten. Eigentlich sollte ein Ausschuss aus Vertretern beider Seiten am Freitagabend ein Manifest vorlegen, in dem eine Einigung über die Bildung einer neuen Regierung verkündet werden sollte. Stattdessen setzten beide Bewegungen die Gespräche aus und beschuldigten sich gegenseitig, für das Scheitern verantwortlich zu sein.

Zum Dialog nicht bereit

Ein Hamas-Sprecher erklärte am Samstag: "Wir, die Islamische Widerstandsbewegung Hamas, kündigen hiermit an, dass wir die Beteiligung am nationalen Dialog zur Bildung einer Regierung der nationalen Einheit aussetzen, wegen der Verbrechen, die von den Banden der Rebellen begangen werden."

Der Präsident der Autonomiebehörde, Mahmud Abbas, bekräftigte unterdessen, dass er vorgezogene Neuwahlen abhalten lassen wolle, sollten die Gespräche endgültig scheitern. Er werde die ursprünglich für Sommer vorgesehenen Wahlen dann sogar noch weiter vorziehen.

Die neueste Welle der Gewalt war am Donnerstagabend ausgebrochen, als ein Hamas-Kämpfer im Flüchtlingslager Jebalya von einer Autobombe getötet wurde. Die Hamas beschuldigte die Fatah, hinter dem Anschlag zu stecken. Am Freitag sollten überall in den palästinensischen Gebieten feierliche Kundgebungen zum ersten Jahrestag des Hamas-Wahlsiegs abgehalten werden. Doch wegen der gespannten Lage fand nur im Flüchtlingslager Jebalya eine Veranstaltung statt. Ministerpräsident Ismail Haniyeh aber sagte seine Teilnahme aus Sicherheitsgründen ab.