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Hilfe für Nordafrika und Nahost

11. Mai 2011

Nach den Revolutionen in Ägypten und Tunesien benötigen die Arbeiter dort neue Vertretungen. Der DGB und die Friedrich-Ebert-Stiftung wollen Hilfestellung geben. Dabei müssen sie komplett bei Null anfangen.

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Tausene Ägypter demonstrieren auf dem Tahrir-Platz in Kairo. (Foto: ap)
Demonstrationen auf dem Tahrir-Platz in KairoBild: dapd

Ein Tisch, ein Stuhl, ein Saal. Es sind diese einfachen und grundlegenden Dinge, an denen es der Arbeiterbewegung in Nordafrika und im Nahen Osten mangelt. Wenige Wochen nach den Revolutionen in Tunesien und in Ägypten bilden sich dort neue demokratische Gewerkschaften. Ihnen will der Deutsche Gewerkschaftsbund DGB unter die Arme greifen. Unterstützt wird er dabei von der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung, die in fast allen Ländern der Region Büros unterhält.

Mit Bewunderung habe er die Entwicklungen in Tunesien und Ägypten verfolgt, sagte DGB-Chef Michael Sommer bei einem Treffen mit Vertretern der Stiftung in Berlin. Der Mut der Menschen dort, die ohne Angst um ihre Rechte gekämpft hätten, nötige ihm Respekt ab. Der Deutsche Gewerkschaftsbund wolle ihnen nun dabei helfen, neue Organisationen und neue Parteien zu bilden. "Ich glaube, man stellt sich das manchmal viel zu esoterisch vor, was da stattfindet. Das ist ganz harte Knochen-Organisationsarbeit und dabei geht es oft um ganz einfache Dinge, wie einen Kopierer."

Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, DGB, Michael Sommer spricht am 22. Januar 2009 in Berlin. Foto. AP
DGB-Chef Michael SommerBild: AP

Suche nach Partnern

Schwieriger sei die Frage nach den Partnern. Sowohl in Ägypten als auch in Tunesien seien die Gewerkschaftsdachverbände stark mit den inzwischen abgesetzten Herrschern verbunden gewesen. In Tunesien habe sich die Einheitsgewerkschaft UGTT auf die Seite der Demokratiebewegung geschlagen, in Ägypten dagegen habe sich der Dachverband an der versuchten Niederschlagung des Aufstands beteiligt. Darum helfe man dort nun beim Aufbau neuer unabhängiger Gewerkschaften, berichtete Felix Eikenberg, Leiter des Kairoer Büros der Friedrich-Ebert-Stiftung. So gingen seine Mitarbeiter beispielweise in Betriebe, um dort den Dialog zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern zu organisieren. Daneben versuche man beim Aufbau von Strukturen zu helfen, denn in Ägypten fehle es in dieser Hinsicht an allem. "Die fangen von Null an", so Eikenberg.

Optimismus trotz schwieriger Lage

Ähnlich sieht es auch in Tunesien aus, sagte Eikenbergs Kollege Ralf Melzer, Chef der Ebert-Stiftung in Tunis. Das Land leide sehr unter dem Einbruch des Tourismus, der 300.000 Menschen Arbeit gegeben habe. Diese Arbeitsplätze seien hochgradig gefährdet. Auch die Exporte und die Auslandsinvestitionen seien zurückgegangen und die Inflationsrate von 3,7 auf 4,4 Prozent gestiegen. Trotz der Probleme herrsche in Tunesien ein bewunderungswürdiger Optimismus, dass man nach dem wirtschaftlich schweren Jahr 2011 im nächsten Jahr den Aufschwung schaffen könne.

Ein Demonstrant erhebt die Finger vor der tunesischen Flagge. (Foto: dpa)
Demonstranten hegen teils unrealisierbare TräumeBild: picture alliance / dpa

Nach Auffassung von Felix Eikenberg ist Optimismus auch in Bezug auf Ägypten angebracht. "In Ägypten gibt es natürlich tausend Probleme und Herausforderungen, aber zehntausend Chancen". Nicht alle Träume, die die Demonstranten auf dem Tahrir-Platz gehabt hätten, seien realisierbar. Vieles aber sei schon besser geworden und vieles sei noch verbesserungsfähig.

Diese Zuversicht teilen auch die Gewerkschaften. Der Internationale Gewerkschaftsbund IGB hat am 1. Mai, am internationalen Tag der Arbeit, in Kairo ein Büro eröffnet.

Autorin: Bettina Marx
Redaktion: Arne Lichtenberg