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Glaube

Gib mir Halt

14. September 2024

Bilder und Symbole können „Türöffner“ zum Gespräch werden. Sie helfen dabei, eine Mitteilung zu senden, die manchmal unendlich schwer in Worte zu fassen ist. Ein Beitrag der katholischen Kirche.

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Holzkreuz in Halterung
Bild: privat

Wenn ich unterwegs bin, wie z.B. bei einem Ausflug in die Benediktiner Abtei Königsmünster in Meschede, dann schaue ich, ob es vielleicht irgendetwas gibt, was außergewöhnlich ist und mich sofort anspricht. 

Dieses Mal war es ein Festhaltekreuz, ein schwarzer kleiner Holzblock, in ihn hinein war ein Metallkreuz eingelassen. Dieses Kreuz war aus dem großen Metallkreuz ausgestanzt, das die Tagungen des Synodalen Weges begleitete. Auf der Rückseite ist in jedem Kreuz ein Segenswort eingraviert. 

Diese Verbindung von Mooreiche und Metallkreuz hatte mich sofort gepackt. 

In dem „Beipackzettel“ zu diesem Kreuz heißt es: 

„Gib mir Halt, dann finde ich Rettung…“ Psalm 119 

„Das Festhaltekreuz kann uns in einer besonderen Notsituation oder in einer Phase der Verunsicherung und Belastung begleiten. Auch denen, die Anderen in solchen Lebenszeiten beistehen, will es Hilfe sein. [...] 

Das dem Kreuz eingeschriebene Segenswort möge als eine stützende und heilende Kraft in denen wirksam sein, die es bei sich tragen und immer wieder in die Hand nehmen.“ 

Eines von diesen Kreuzen bekam ich geschenkt und habe dann gleich einige für „besondere Anlässe“ erworben. Auf meinem Kreuz stand auf der Rückseite eingraviert „Zuversicht“. Die anderen Kreuze hatten unterschiedliche Gravuren und ich wusste nicht, zu welchen Anlässen ich sie irgendwann verschenken würde. 

Mittlerweile habe ich einige dieser Festhaltekreuze verschenkt. Oftmals weiß ich gar nicht, was sie für die Personen, die sie bekommen haben für eine Bedeutung erlangen oder entwickeln werden. 

Doch in diesem Fall ist es anders. 

Auf meinem Smartphone bekam ich folgende Nachricht: 

Ein Foto des Festhaltekreuzes ist zu sehen, ein Infusionsschlauch, der durch die Vertiefung des Kreuzes läuft, darunter folgender Text: 

„Chemotherapie. Habe dein Kreuz mitgenommen.“ 

Fassungslos erstaunt schaute ich auf dieses Foto! Mir kamen die Tränen als ich den Text las. 

Der Schlauch der Chemoinfusion lief genau durch das Kreuz. Auf der Rückseite dieses Festhaltekreuzes ist folgendes Wort eingraviert: SEIN 

Was für eine Aussage! 

Diese Mitteilung gab mir die Möglichkeit mich zu melden, Verbindung aufzunehmen und meine Betroffenheit auszudrücken, einfach ehrlich zu sein, was ich in diesem Moment empfunden hatte, das zur Sprache zu bringen, Befürchtungen, Sorge, Hoffnung, Glaube, Gott, worüber wir nicht so leicht ins Gespräch kommen. Auf jeden Fall hatte diese Nachricht, dieses Bild, Kommunikation ermöglicht, die weit über einen medizinischen Befund hinausging. 

Bis heute tauschen wir uns darüber aus, was das Wort SEIN für jeden von uns in dieser Situation bedeutet: 

SEIN – das Versprechen gegen das Untergehen und Vergehen, wenn man „in den Abgrund schaut“. 

SEIN – die äußerst belastende Chemotherapie als Hilfe zum Leben. 

SEIN – wir/Du sind/bist nicht allein – Gott geht alle Wege mit 

SEIN – wir /Du gehören/gehörst IHM, er hat unser/Dein Leben gewollt. 

So unterschiedlich wir auch das Wort SEIN interpretiert haben, es eröffnet neue Blickweisen und Perspektiven jeweils aus der Sicht des anderen, und hilft uns das zu benennen, was uns bewegt, uns gegenseitig im Blick zu haben, um einander zu wissen, zu unterstützen, wo es gerade nötig ist. 

Es kann sich tiefes Vertrauen entwickeln, dass wir auch in solch herausfordernden Momenten und Situationen nicht allein sind und das kann dann entlasten.          

Wie gut, dass Bilder, Symbole das auszudrücken vermögen, was manchmal schwer in Worte zu fassen und mitzuteilen ist. 

Wie gut, dass es noch ein anderes Fundament gibt, auf dem wir stehen. 

Ein Fundament, das der Hoffnungslosigkeit widersteht, das vielleicht ganz andere Ressourcen aktivieren und dadurch Kräfte freisetzen kann, die wir gar nicht vermutet haben. 

Auf meinem Festhaltekreuz steht ZUVERSICHT, die können wir einander immer schenken, wenn wir offen miteinander umgehen, uns kümmern. 

Die größte ZUVERSICHT ist ein Versprechen Jesu: „Ich bin bei Euch alle Tage!“ 

Und damit stehen wir auf festem Fundament! 

Wir sind SEIN! 

 

Vita der Autorin: 

Mechthild Döbbe, Jahrgang 1964, seit 2021 Pastoralreferentin in der Krankenhausseelsorge im Clemenshospital in Münster, Supervisorin, von 1989-2021 in der Gemeindeseelsorge in Coesfeld, Stadtlohn und Drensteinfurt.

Mechthild Döbbe
Bild: privat