GM-Einigung lässt Opel hoffen
22. Mai 2009Die verheißungsvolle Nachricht kam von der Autogewerkschaft UAW: Es sei eine vorläufige Einigung mit General Motors über die Milliardenschulden des Autobauers erzielt worden. Die Schulden würden neu strukturiert, Verträge überarbeitet, heißt es in der Mitteilung. Einzelheiten nannte die Gewerkschaft nicht, sie will das Konzept erst ihren knapp 60.000 Mitgliedern zur Abstimmung vorlegen.
Tausch: Schulden gegen Anteile
Insgesamt schuldet GM der Gewerkschaft rund 20 Milliarden Dollar, die bei einem Pensionsfonds noch offen sind. Diese Summe will der Autohersteller halbieren sowie Zugeständnisse bei den Lohnkosten erreichen. Im Gegenzug hat GM der Gewerkschaft einen Anteil von 39 Prozent am Konzern angeboten.
Nach den bisherigen Plänen soll der Staat 51 Prozent der Anteile bekommen, die Gläubiger weitere zehn Prozent - als Gegenleistung für einen Schuldenverzicht. Bei ihnen steht der Autobauer mit rund 27 Milliarden Dollar in der Kreide.
Die Vereinbarung hat die Hoffnung geweckt, dass sich eine Insolvenz des Autobauers nun vielleicht doch noch vermeiden lässt. Allerdings müsste dazu auch noch der Streit mit den übrigen Gläubigern gelöst werden - mehrere Experten halten das für unwahrscheinlich. Dennoch hat der Kompromiss mit der UAW eine der größten Hürden für GM aus dem Weg geräumt.
Sollte sich eine Insolvenz vermeiden lassen, hätte auch die deutsche GM-Tochter Opel Luft gewonnen. Die Bundesregierung arbeitet bereits seit Wochen an einem Modell, mit dem Opel aus einer Insolvenz des US-Mutterkonzerns herausgehalten werden soll.
Spitzentreffen im Bundeskanzleramt
Im Berliner Kanzleramt soll heute (22.05.2009) auf einem weiteren Spitzentreffen über die Übernahmekonzepte potenzieller Investoren beraten werden. An den Gesprächen beteiligen sich neben den zuständigen Bundesministern auch die Ministerpräsidenten von Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Thüringen. In den vier Ländern unterhält Opel Produktionsstandorte. Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg will eine erste Bewertung der Konzepte noch heute im Kanzleramt vorstellen.
Wie inzwischen bekannt wurde, kann die Zukunft des Autobauers voraussichtlich nur mit einem Verlust von Arbeitsplätzen gesichert werden. Alle drei Übernahme-Angebote für das Europa-Geschäft von General Motors sehen Regierungskreisen zufolge einen deutlichen Stellenabbau vor - auch in den vier deutschen Werken. Medienberichten zufolge steht jeder fünfte Arbeitsplatz bei GM Europe zur Disposition.
Schnelle Vorentscheidung in Berlin
Die Bundesregierung will bis spätestens Anfang nächster Woche eine Vorentscheidung treffen, welches der Konzepte sie für tragfähig und finanziell unterstützenswert hält. Nach offiziellen Angaben von General Motors haben der italienische Autohersteller Fiat, der kanadisch-österreichische Zulieferer Magna und der Finanzinvestor Ripplewood Angebote abgegeben.
Agenturberichten zufolge soll am Donnerstag, also am Tag nach Ablauf der von der Bundesregierung gesetzten Frist, ein weiterer Interessent, ein chinesischer Autohersteller, bei General Motors seinen Willen bekundet haben, die europäische Tochter zu übernehmen. Ob der neue mögliche Investor tatsächlich ein detailliertes Angebot abgibt und sich an dem Bieterwettbewerb beteiligt, ist aber ungewiss. (fw/qu/dpa/rtr)