Goethe-Institut: Mehr Engagement für Flüchtlinge
2. Dezember 2015"Ausreichende und differenzierte Angebote zum Deutschlernen sind von zentraler Bedeutung", sagte Lehmann, das gehöre zum Kerngeschäft des Goethe-Instituts, einschließlich der Fortbildung von Deutschlehrern. Lehmann war erst vor wenigen Tagen in seinem Amt bestätigt worden. Als Schwerpunkte seiner neuen Amtszeit nannte er die Stärkung zivilgesellschaftlicher Strukturen im Ausland, die Integration von Flüchtlingen in Deutschland und die Verwirklichung von gesellschaftlicher Teilhabe. Derzeit gibt es 159 Goethe-Institute in 98 Ländern. Bundesaußenminister Steinmeier hatte die Wiederwahl Lehmanns mit den Worten begrüßt: "Der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik kommt in einer im Umbruch befindlichen Welt eine wichtige Rolle als Brückenbauer zu."
Goethe-Institute sollen sich in den Herkunftsländern der Flüchtlinge engagieren
Brücken baut das Goethe-Institut gleich auf mehreren Ebenen. Möglich ist das dank bester Kontakte weltweit. So stellt die größte deutsche Mittlerorganisationen neben Deutschkursen in vielen Ländern auch Angebote zum Kulturaustausch auf die Beine. Kultur und Bildung sollen den Menschen Perspektiven geben - vor allem in den Herkunftsregionen der Flüchtlinge. Doch nicht nur dort habe sich "die Welt verdunkelt", wie Lehmann es ausdrückt. Vielerorts greife Nationalismus um sich. Restriktive Gesetze erschwerten zunehmend die Arbeit von Nichtregierungsorganisationen. "Weltweit haben sich die Parameter unserer Arbeit verändert", bilanzierte Lehmann, "wir sind aber zum Glück – derzeit - noch frei von staatlicher Einflussnahme."
Wesentlich leichter sei die auswärtige Kultur- und Bildungsarbeit heute in wichtigen Ländern Afrikas, ablesbar etwa am neuen Selbstbewusstsein der Künstlerschaft. Für Südafrika und seine Nachbarstaaten gilt das. Das asiatische Myanmar, wo kürzlich Wahlen stattfanden, öffne sich ebenfalls sichtbar. In Kuba, wo sich zwar ein gesellschaftlicher Wandel abzeichne, sei die Entwicklung aber noch unklar, so Johannes Ebert, der Generalsekretär des Goethe-Instituts.
2015 im Zeichen der Flüchtlingskrise
Das Jahr 2015 stand auch für das Goethe-Institut im Zeichen der aktuellen Flüchtlingskrise. Ebert machte deutlich, dass die Situation der Flüchtlinge schnelles Handeln verlange: "Bildungs- und Kulturangebote sind wichtig, um das Entstehen einer verlorenen Generation zu verhindern. In den Nachbarländern Syriens trägt unsere Arbeit dazu bei, Perspektiven vor Ort zu schaffen." Für Flüchtlinge in Deutschland will das Goethe-Institut deshalb seine Angebote ausbauen. Noch fehlen - besonders an deutschen Schulen - qualifizierte Lehrkräfte. Das Geoethe-Institut setzt vermehrt auf Online-Angebote. Lern-Apps, Videos und Übungen wurden entwickelt sowie eine ganze Deutschlern-Plattform für Flüchtlinge. Viele funktionieren auf Smartphones, über die die meisten Flüchtlinge verfügen. Nicht ersetzen, aber ergänzen möchte man den Präsenzunterricht für Deutschlerner.
Deutschlernen liegt im Trend
Überhaupt steigt das weltweite Interesse an der deutschen Sprache wieder. Rund 15,4 Millionen Deutschlerner verzeichnet das Goethe-Institut derzeit, Tendenz leicht steigend, wie eine Untersuchung ergab. Während in Russland heute deutlich weniger Deutsch gelernt wird, steigt die Zahl der Deutschlerner in Ländern wie China und Indien, aber ebenso in Südamerika. Generalsekretär Ebert nannte diesen Trend "erfreulich" und nannte als Gründe: "die anhaltende wirtschaftliche Stärke Deutschlands und die Attraktivität seiner Kultur".
Goethe-Finanzen weiter durchwachsen
Mit Blick auf die Finanzen des Goethe-Instituts zeichnete Präsident Lehmann ein durchwachsenes Bild: Zwar stieg der Instituts-Etat 2015 auf 387 Millionen Euro. Die staatlichen Zuwendungen wuchsen deutlich, ebenso die Einnahmen aus Sprachkursen. Doch fielen die Zuwächse auch der weltweiten Inflation teilweise wieder zum Opfer. Erst vor wenigen Tagen war Lehmann für weitere vier Jahre in seinem Amt bestätigt worden. Der 75-Jährige, der bereits seit 2008 an der Spitze des deutschen Kulturinstituts steht, soll nun bis Ende 2020 bleiben. Zuvor war Lehmann zehn Jahr lang Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.