Goldene Palme von Cannes 2014: Türkischer Sieger
Mit der Vergabe der Goldenen und der Silbernen Palmen ist der Wettbewerb der Filmfestspiele in Cannes zu Ende gegangen. Offiziell wird die 67. Ausgabe des wichtigsten Filmfestivals am Sonntag ihren Abschluss finden.
Die Jury hat gesprochen
Der Hauptpreis des Festivals, die Goldene Palme, ging in diesem Jahr in die Türkei. Die Jury um Präsidentin Jane Campion entschied sich zum Abschluss der Konkurrenz für den Film "Winter Sleep" des Regisseurs Nuri Bilge Ceylan. Schon seit vielen Jahren gilt der türkische Filmemacher als herausragender Regisseur des europäischen Kontinents und als Chronist der Geschichte seines Landes.
Dreistündiges Opus "Winter Sleep"
Der 1959 in Istanbul geborene Filmemacher blickt in "Winter Sleep" auf die Lethargie türkischer Intelektueller. Nuri Bilge Ceylan vermeidet direkte Anspielungen auf aktuelle Entwicklungen in der türkischen Politik, spart aber auch nicht mit Kritik an der Lage seines Landes. Ceylans Filme zeichnen sich durch lange Einstellungen, eine epische Erzählweise und viele Landschaftspanoramen aus.
Großer Jury-Preis
Überraschend ging der zweitwichtigste Preis des Festivals an den italienischen Beitrag "Le meraviglie". Die Filmemacherin Alice Rohrwacher beschäftigt sich in dem jetzt mit der Auszeichnung "Großer Preis der Jury" geehrten Werk mit einem 14-jährigen Mädchen in Umbrien, deren Leben aus den Fugen gerät. Gleichzeitig erhielt auch Altmeister Jean-Luc Godard einen "Preis der Jury".
Wunderkind aus Kanada
Fast schon erwartet hatte man in Cannes, dass auch der 25-jährige Xavier Dolan eine Auszeichnung erhält. Dolan (Bildmitte) bekam den "Preis der Jury", was in etwa dem Bronze-Rang gleichkommt. Dolans jetzt prämierter Film "Mommy" ist bereits sein fünftes Werk und sein vierter in Cannes gezeigter Film. In "Mommy" geht es um eine schwierige Mutter-Sohn-Beziehung.
Triumph für Julianne Moore
Als beste Darstellerin wurde die Hollywood-Schauspielerin Julianne Moore (zweite von links) ausgezeichnet. Sie bekam den Preis für ihren Auftritt im Film "Maps to the Stars". Darin spielt sie eine alternde Hollywood-Diva, die sich um die Fortsetzung ihrer Karriere sorgt. Der Film von Regisseur David Cronenberg (Kanada) ist eine ätzende Hollywood-Satire.
Palme für Timothy Spall
Verdient nach Ansicht vieler Beobachter in Cannes war auch die Palme für Timothy Spall als bester männlicher Darsteller. Der Brite verkörpert im Film "Mr. Turner" den berühmten Maler William Turner, der von 1775 bis 1851 gelebt hat. Spall überzeugte die Jury mit seinem furiosen Auftritt als grummeliges, bärbeißiges Kunstgenie, das allerdings fragwürdige Charaktereigenschaften hat.
Preis für Russland
Eine Auszeichnung ging auch an das russische Kino. Regisseur Andrey Swjaginzew winkt hier freudig ins Publikum, weil er gerade aus der Hand der Schauspielerin Paz Vega die Silberne Palme für das "Beste Drehbuch" erhalten hat. Swjaginzew bekam die Auszeichnung für die Drehbuch-Vorlage seines Films "Leviathan", in dem er einen kritischen Blick auf die heutige russische Gesellschaft wirft.
Auszeichnung für Hollywood
Immerhin einen Preis konnte auch ein amerikanischer Regisseur einheimsen. Der US-Amerikaner Bennett Miller erhielt von der Jury um die Neuseeländerin Jane Campion die Auszeichnung für die beste Regie. In "Foxcatcher" entwickelt der Regisseur anhand der Geschichte zweier Sport-Ringer ein Panorama der USA in der 1980er Jahren.
Freude bei Wim Wenders
Der deutsche Regisseur Wim Wenders bekam bei der 67. Ausgabe der Filmfestspiele in Cannes auch einen Preis. Wenders, hier an der Seite seiner Frau Donata, durfte sich über den Spezialpreis in der Sektion "Un Certain Regard" freuen. Sein neuer Film "The Salt of the Earth" ist eine dokumentarische Hommage auf den weltberühmten brasilianischen Fotografen Sebastião Salgado.
Preis nach Ungarn
Den starken Auftritt des europäischen Kinos in diesem Jahr rundete der ungarische Regisseur Kornél Mundruczó (Bildmitte) ab. Er bekam den Hauptpreis der Sektion "Un Certain Regard", der neben dem Wettbewerb wichtigsten Programmschiene in Cannes. Mundruczó erzählt in "Fehér isten" von einem jungen Mädchen und ihrem Hund.
Starker Wettbewerb - bizarre Auftritte
Insgesamt hinterließ der Wettbewerb des Festivals in Cannes beim überwiegenden Teil der Kritik einen starken Eindruck. Ansonsten bot die Veranstaltung an der Croisette wieder den Auftritt von vielen Stars und Sternchen auf dem Roten Teppich. Manche nutzten das Festival auch nur als Gelegenheit, ihre neuen Filme zu promoten: wie hier Gérard Depardieu an der Seite von FIFA-Chef Sepp Blatter.