Google düpiert den schnellsten Superrechner
23. Oktober 2019Die Entwicklung von Quantencomputern schreitet voran. Das behauptet jedenfalls Google. Mit Hilfe seines Prozessors Sycamore sei es möglich, eine Kalkulation in 200 Sekunden zu erledigen, für die der aktuell schnellste Supercomputer fast 10.000 Jahre benötigen würde, schreiben die Forscher im Wissenschafts-Journal "Nature".
An dem Nachweis seien auch Forscher aus Jülich beteiligt gewesen, teilte das dortige Forschungszentrum mit. Für die Simulationen der Quantenschaltungen wurden neben Googles Cloud-Servern und dem aktuell leistungsstärksten Supercomputer der Welt, "Summit" von IBM, auch der Jülicher Supercomputer "Juwels" genutzt.
"Qubits" - nicht Bits - sind die kleinste Einheit
Schon seit Jahrzehnten suchen Wissenschaftler nach neuen Wegen in der Computertechnik. Auch an der Entwicklung von Quantencomputern wird seit langem gearbeitet. Das Ziel: Bestimmte Rechenaufgaben und Aufgabenstellungen sollen um ein Vielfaches schneller als mit klassischen Computern durchgeführt werden können. Während bei einem binären Computer die kleinsten Einheiten, Bits genannt, entweder den Zustand 0 oder 1 annehmen, folgen die "Qubits" des Quantencomputers den Gesetzen der Quantenmechanik - sie können mehrere Zustände zur selben Zeit darstellen.
Google-Chef Sundar Pichai zitiert in seinem Blog-Eintrag auch den US-amerikanischen Physiker und Nobelpreisträger Richard Feynman: "Wenn man denkt, man versteht die Quantenmechanik, versteht man die Quantenmechanik nicht." Pichai gibt sich angesichts des möglicherweise erreichten Meilensteins bescheiden.
Quantencomputer müssen gekühlt werden
Unterdessen spielt der US-amerikanische Technologie-Riese IBM - selbst seit langem in der Quantencomputer-Forschung involviert -, den nun erreichten Erfolg herunter und erklärt, die Rechnung von Google enthalte Fehler. Die gleiche Aufgabe sei mit einem klassischen System bereits in 2,5 Tagen lösbar, schreiben die Forscher in einem Blog-Beitrag des Konzerns.
Bereits vor vier Wochen sorgte der Fachbeitrag der Google-Forscher für viel Gesprächsstoff unter Wissenschaftlern. Er war für kurze Zeit über die Websites der amerikanischen Weltraumbehörde NASA verfügbar gewesen, kurz darauf allerdings wieder verschwunden.
Letztlich dürfte Googles Durchbruch im Quantencomputing die alltägliche Nutzung von Computern kaum berühren, auch weil die Maschinen wegen der erforderlichen tiefen Temperaturen und Vakuumzustände nicht auf handliche Geräte verkleinert werden können. Das sagt auch Google-Chef Pichai: Zwischen den Laborergebnissen und praktischen Anwendungen von morgen liege noch ein langer Weg.
nob/gri (dpa, rtr)